Grevenbroich: Alles dreht sich um die Spieluhr

Kai-Ivar Bruch sammelt und restauriert alte Spieluhren aus dem Erzgebirge.

<strong>Grevenbroich. Die alte Spieldose hat schon bessere Zeiten gesehen: Überall ist Farbe abgeblättert, und die Melodie klingt auch nicht mehr so recht. Aber schon bald wird sie wieder in neuem Glanz erstrahlen und in den schönsten Tönen erklingen. Dafür sorgt die ruhige Hand von Kai-Ivar Bruch. Der Wevelinghovener sammelt und restauriert alte Spieluhren aus dem Erzgebirge. Dabei hat er sich auf die Traditionsunternehmen Wendt & Kühn und Steinbach spezialisiert. Am meisten schätzt er die Stücke aus den Jahren 1920 bis 1960.

Filigran und liebevoll gestaltet: Figuren erzählen Geschichten

Kein Wunder: Jede der daumengroßen Figuren auf den Dosen besteht aus mehreren Einzelteilen, aus Holz von Hand gedrechselt und liebevoll bemalt. Zwar stellen die Erzgebirgler auch heute noch Spieluhren her, aber die modernen Modelle sind einfacher gearbeitet und dem Sammler fehlen die filigranen Details. Seit zehn Jahren pflegt Kai-Ivar Bruch sein nostalgisches Hobby. Damals hatte er sich gerade mit seiner Frau für Kinder entschieden. Und dafür, dass er zu Hause bleibt und sich um den Nachwuchs kümmert. Bereut hat er seine Entscheidung nie.

Am liebsten sitzt der 46-Jährige in seiner Küche und haucht den alten Schätzchen neues Leben ein. Im Sommer macht er auch gern die Terrasse zur Werkstatt, während der Nachwuchs im Garten tobt. Deshalb rät er allen gestressten Müttern: "Legen Sie sich ein Hobby zu. Das ist ein idealer Ausgleich für Stress und Monotonie."

Die Feinarbeit mit Farbe und Schleifpapier ist eine Wissenschaft für sich. Tricks und Kniffe hat sich der gelernte Immobilienkaufmann selbst angeeignet. Damit gehört er nun zu einer kleinen Schar von Experten. Die Begeisterung für die klingenden Kästen begleitet Kai Bruch schon fast ein ganzes Leben. "Meine Großmutter besaß eine Spieluhr von Wendt & Kühn, die mich schon als Fünfjähriger fasziniert hat", erinnert er sich.

Heute hat das gute Stück einen Ehrenplatz in der Sammlung. Nicht weniger als 200 Spieluhren sind inzwischen zusammengekommen - viele von Sammlern aus Japan, Uruguay und den USA. Dazu kommen tausend Einzelfiguren: Elfen, Blumenkinder und vielköpfige Engel-Orchester tummeln sich in den Vitrinen, die im ganzen Haus verstreut sind.

Doch damit nicht genug. Der Zauber der mechanischen Musikautomaten setzt sich auch bei großen Spieluhren mit auswechselbaren Metallplatten fort. Alle funktionstüchtig, genau wie die Mini-Modelle. So soll es sein, findet Kai-Ivar Bruch: "Spieluhren sind Kunst zum Anschauen und zum Benutzen."