Stadtjubiläum Heimat- und Geschichtsverein zeigt Bedeutung des Bergbaus

Sprockhövel. · Im nächsten Jahr soll es anlässlich des Stadtjubiläums eine große Ausstellung geben.

 Klaus Walterscheid, Raimond Siepmann und Arndt Kos (Sparkasse) stellten am Donnerstag das Konzept der Ausstellung vor.

Klaus Walterscheid, Raimond Siepmann und Arndt Kos (Sparkasse) stellten am Donnerstag das Konzept der Ausstellung vor.

Foto: Fries, Stefan (fri)

 2020, das Jahr des 50-jährigen Sprockhöveler Stadtjubiläums, nähert sich mit Riesenschritten. Und der Heimat- und Geschichtsverein will dazu seinen Beitrag leisten. In Gestalt einer Ausstellung zur „Bedeutung und Geschichte der Sprockhöveler Bergbauzulieferer“, zu der der Vorsitzende des Vereins, Klaus Walterscheid, am Donnerstag eine ausführliche Erläuterung gab.

Noch sind es mehr als zehn Monate Zeit, bis der Rückblick auf die für die Stadtgeschichte so bedeutende Industrie-Historie im Ausstellungsraum der Stadtsparkasse in Niedersprockhövel seine Tore öffnet (9. Oktober bis 6.November), doch obwohl man schon eine Fülle von Exponaten zusammen getragen hat, wäre man für weitere Beiträge durchaus dankbar. Zwar gilt Sprockhövel mit der Zeche „Alte Haase“ als die Wiege des Ruhrbergbaus, doch gerade weil die Sprockhöveler Hauer und Steiger sich mit der Materie bestens auskannten, waren sie auch die passenden Experten für die Herstellung der erforderlichen Werkzeuge.

Das war auch dem Fabrikanten Gustav Düsterloh klar, der sich den Maschinensteiger Gustav Hausherr in seine Fabrik holte. Beide schufen den Kern der neuen Bergbauzulieferindustrie, die Sprockhövel, speziell Niedersprockhövel, aufblühen ließ. „Aus ihnen entstand ein regelrechter Stammbaum von weiteren Betrieben wie Hauhinco, Nüsse und Gräfer (später TUMAG) oder von Scheven“, berichtet Klaus Walterscheid, der auch einige Firmenschilder der längst aufgelösten Unternehmen vor sich liegen hatte. Eins sogar in kyrillischer Schrift, nämlich das der Firma Hausherr, deren früherer Mitarbeiter Raimond Siepmann ebenfalls mit am Tisch saß und seinerseits die Geschichte seines einstigen Arbeitgebers ausarbeitet. „Rund 600 Seiten habe ich schon zusammengetragen“, sagte Siepmann.

Aus Sprockhövel gingen die Werkzeuge in die ganze Welt

Von Sprockhövel aus gingen die nützlichen Gerätschaften fast in die ganze Welt, und Walterscheid konnte auch einen Antrag auf Erteilung eines Patents in Chinesisch vorweisen. Wo in gefährlicher Tiefe mit schwerem Gerät und unter größter Mühe die Kohle abgebaut wurde, da passierten immer wieder Unfälle, Stolleneinbrüche und ähnliche Unglücke, die umfangreiche Rettungsmaßnehmen erforderlich machten. Und hierfür lieferte das Sprockhöveler Unternehmen TUMAG die notwendigen Gerätschaften. Wo überall mit TUMAG-Werkzeugen Menschen gerettet wurden, zeigt eine Auflistung, die in der großen Ausstellung ebenfalls zu sehen sein wird.

Aber schon weit vorher, im Mittelalter, begann die Herstellung von Werkzeugen, indem in „Rennöfen“ heimisches Erz geschmolzen und in kleinen „Waldschmieden“ verarbeitet wurde. Aus dieser Entwicklung entstand am Ende des 18. Jahrhunderts eine erfolgreiche Kleineisenindustrie, die vorwiegend mit Holzkohle arbeitete. „Das hatte zur Folge, dass die umliegenden Wälder im großen Maße abgeholzt wurden“, erklärt Georg Koch, der 2. Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins und berichtete, dass der Preußenkönig Friedrich der Große persönlich anwies, die kargen Flächen wieder aufzuforsten.

Nicht nur Dokumente und Schilder werden den Besuchern der Ausstellung gezeigt, sondern auch die Geräte, mit denen die Kohle aus dem Berg gehauen wurde. Wie die viele Kilo schweren Bohrmaschinen und Presslufthämmer, die ahnen lassen, wie mühsam der „Knochenjob“ der Kumpels unter Tage war.

„Welche Bedeutung hatte diese Industrie für die Gemeinde Sprockhövel?“ Diese Frage will die Ausstellung beantworten, und der Heimat- und Geschichtsverein ist froh, dass es noch einige Zeugen aus dieser Zeit gibt, die in den 1980er und 1990er Jahren zu Ende ging. Anlässlich der Feiern zum 50-jährigen Stadtjubiläum haben die Vereinsmitglieder die noch vorhandenen Erinnerungstücke gesichtet, Zeitzeugen befragt und all das zusammengestellt, um es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

„An Mut und Tüchtigkeit fehlte es den Bergleuten, Schmieden und Ingenieuren zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht. Sie schufen eine Bergbauzuliefererindustrie, die den Namen der Stadt international bekannt gemacht hat“, beschreibt die ehemalige Stadtarchivarin Karin Hockamp den hohen Stellenwert dieser Industrie in der Stadtgeschichte.

Wer noch Exponate für die Ausstellung hat, kann sich an Klaus Walterscheid wenden.