Herzkamp feiert für die Kirche
Gut besucht war der Erntedankmarkt der evangelischen Gemeinde. Der Erlös soll die maroden Kirchenfenster sanieren helfen.
Herzkamp. Wer Sprichworten traut, muss die dümmsten Bauern in Herzkamp suchen. Dort nämlich liegen in der evangelischen Kirche zurzeit die dicksten Kartoffeln - als Beleg dafür, dass der Himmel immer noch mit üppigen Geschenken aufwartet. Um sich dessen so recht bewusst zu werden, feierte die Gemeinde am Sonntag an einem sehr sonnigen Sonntag das Erntedankfest mit dem traditionellen Bauernmarkt.
Dabei sind die Zeiten zu einer solchen Besinnung nicht gerade günstig: Von Frühlingszwiebeln über Sommersalate und Herbstastern bis zum Winterrettich steht die gesamte Naturpalette angesichts weltweiter Flugverbindungen inzwischen rund ums Jahr zur Verfügung. Andererseits plagen sich die heimischen Ernteerträge nicht zuletzt wegen der Unwägbarkeiten eines verirrten Klimas.
Pfarrer Kai Hegemann hält seine Schäflein jedoch für erntebewusste Erdenbürger, die auf dem Teppich bleiben: "Viele Leute bekommen ein immer klareres Gespür dafür, was Ernte bedeutet." Anschauungsmaterial weiß er sogleich zu benennen: "In der Vergangenheit wurden Pommes frites immer kleiner." Mit den dicken Kartoffeln Herzkamps - und eben nicht mit geformten Fritten aus Kartoffelpüree - scheint so die Wende in Sicht.
Dafür, dass die Herzkamper diese Botschaft verinnerlicht haben, sprach am Sonntag auch die Besucherzahl beim Erntedankmarkt: Dicht gedrängt flanierten nicht nur die Gemeindeglieder, sondern auch viele andere Besucher an den Ständen rund um die Kirche und erfreuten sich an Erzeugnissen der heimischen Bauern und Kunsthandwerk. Für Pfarrer Hegemann war das schon deshalb erfreulich, weil der Erlös des Marktes der dringend benötigten Kirchensanierung zugute kommt (siehe unten).
Wie nicht-alltäglich das Angebot am Sonntag war, ließ sich am Stand von Andrea Knoche erleben: Holunderlikör, selbst gestrickte Socken und geräucherte Forellen haben sich zu einer seltsamen Trinität vereint. "Die Fische stammen aus unserem Teich, mein Mann räuchert sie", verrät die Dame des Hauses, die zur Forellenaufbereitung die Stricknadeln klappern lässt.
Schaden Mit den Fenstern an der Wetterseite der Herzkamper Kirche sieht es nicht gut aus: Bei Regen dringt Wasser ein, das die Bausubstanz angreift.
Kosten Für die Glasarbeiten werden 13 000 Euro benötigt. Die Gemeinde muss einen Eigenanteil zahlen. Der Erntedankmarkt sollte dazu einen kleinen Beitrag leisten.