Mafia-Killer Giorgio Basile - das „Engelsgesicht“ kehrt zurück
In einem Wuppertaler Kokain-Prozess wird der Mafia-Killer Giorgio Basile als Zeuge gebraucht.
Wuppertal hat schon spektakulärere Drogen-Prozess gesehen, als das Verfahren gegen die drei Italiener Santo L. (54), Giovanni P. (53) und Antonio G. (38). Doch morgen wird der Routinefall doch noch international relevant. Im Hochsichertrakt des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf steht die Zeugenvernehmung eines Kronzeugen der Superlative an. Per Videoschaltung soll Giorgio Basile über seinen in Wuppertal angeklagten Landsmann Antonio G. aussagen.
Basile ist nicht irgendwer: Traurige Berühmtheit erlangte der Deutsch-Italiener mit mehr als 30 Morden, die er im Auftrag der Mafia begangen haben soll. "Engelsgesicht" wird er genannt. Nach seiner Festnahme 1998 in Deutschland wechselt er wenig später die Seiten, wurde in Italien Kronzeuge gegen die Mafia. Mehr als 50 Mafiosi sollen seinetwegen hinter Gitter gewandert sein. Seither steht das "Engelsgesicht" angeblich auf der Todesliste der Mafia, lebt in einem italienischen Zeugenschutzprogramm.
Morgen soll der 47 Jahre alte Dauer-Kronzeuge nach vielen Jahren wieder aussagen. Laut Anklage hat Basile im Jahr 1998 Antonio G., der einst eine Bar auf der Hofaue betrieben haben soll, ein Kilogramm Amphetamine und ein halbes Kilo Koks in eine Wohnung an der Lockfinke geliefert.
Doch dieser angebliche Deal ist nicht die einzige Verbindung des Engelsgesichts nach Wuppertal. 1980 war Basile als Fluchthelfer bei der spektakulären Freibombung des Mafiabosses "Angelo" aus dem früheren Gefängnis Bendahl beteiligt. Seinerzeit wurde der Mafia-Boss "Angelo" befreit (siehe Kasten unten). Basile soll den Fluchtwagen gefahren haben.
Alte Geschichten - den Knast Bendahl gibt es lange nicht mehr -, die morgen wohl kaum interessieren dürften. Dafür dürfte der Rummel umso größer sein. Spiegel-Autor Andreas Ulrich - er hat ein Buch über das Engelsgesicht geschrieben - wird ebenso erwartet, wie Film-Produzent Norbert Preuss. Laut Spiegel-Online ist ein Film über den Mafia-Killer geplant - mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle.
Der zweifache Familienvater Basile findet an seiner brutalen Mafia-Vergangenheit nichts Glamouröses. Vor zwei Jahren sagte der zweifache Familienvater in einem Spiegel-Leser-Chat: "Die Mafia ist eine Sekte, die die jungen Menschen betrügt."
Von den drei Angeklagten Italienern im Wuppertaler Prozess wird morgen übrigens nur der inhaftierte Antonio G. teilnehmen. Seine beiden Mitangeklagten, von denen der Ältere mittlerweile wieder auf freiem Fuß ist, sind für diesen Teil des Prozesses beurlaubt.