Küllenhahn 45 Jahre im selben Kehrbezirk: „Ich fühle mich hier wohl“

Schornsteinfeger Wolfgang Kroll geht Ende 2015 in den Ruhestand. Seit 30 Jahren ist sein Bezirk auch seine Heimat, sein Anekdotenschatz ist reich.

Foto: Anna Schwartz

Küllenhahn. Zylinder, Leiter, Kehrbesen oder Kehrleine charakterisieren ihn - den Schornsteinfeger. Und Wolfgang Kroll ist einer von den „Glücksboten“, denen man gerne auch mal einen Kuss auf die Wange drückt, um das Glück zu fordern.

Ende des Jahres geht der in Küllenhahn und in der Südstadt bekannte Vertreter der „schwarzen Männer“ in den verdienten Ruhestand: „Ich renne seit 45 Jahren hier ´rum - immer im gleichen Kehrbezirk und habe ein sehr inniges Verhältnis zu meinen Kunden - da fragt mich keiner mehr nach meinem Ausweis“, scherzt der 63-Jährige, der seit 30 Jahren an der Harzstraße wohnt.

„Und nach Spanien wandere ich auch nicht aus, denn ich bin sehr heimatverbunden und fühle mich hier wohl.“ Mit 15 begann Kroll die Ausbildung bei Georg von Wenczosky - „er war streng, aber ich habe viel gelernt“ - und bestand seine Meisterprüfung 1974 als jüngster Meister in Nordrhein-Westfalen.

Erst 17 Jahre später machte er sich selbstständig: „Man musste sich verschulden, hatte seinen Kehrbezirk und einen Angestellten, das kostete“, sagt Kroll, der rund 1500 Häuser in seinem Bezirk betreut.

„Wer lernt schon einen Beruf von der pike auf und arbeitet 48 Jahre im gleichen Beruf? Der Umgang mit tausenden verschiedenen Charakteren und die Vielfalt der Aufgaben machen für mich den Beruf aus“, lobt Kroll auch das große Bildungsangebot, das beispielsweise in der Schornsteinfeger-Akademie in Dülmen vermittelt wird.

„Da muss man, wie im Johannistal, auch mal auf einen 37-Meter-hohen Schornstein klettern. Angst habe ich keine, aber Respekt sollte man haben“, so der seit 28 Jahren mit seiner Brigitte, „der Frau meines Lebens“, verheiratete Küllenhahner, der in seinem Haus rund 400 Schornstein-Figuren in allen Winkeln aufgestellt hat.

Als er in den 1970er Jahren bei einer Kundin aus dem leichten Gewerbe bar kassieren wollte, habe sie ihn gefragt, „ob sie dies nicht anders regeln könnte“, erzählt Kroll mit einem süffisanten Lächeln.

Weitere Anekdote: „Als ich im dritten Lehrjahr mit einem Kollegen als Glücksbringer bei einer Hochzeit eingeladen war, haben wir wohl zuviel getrunken und haben von morgens elf bis nachmittags um fünf geschlafen. Der Einlauf vom Chef war berechtigt, und wir haben das samstags nachgearbeitet“, erinnert sich Kroll.