Droht Abwärtsspirale? Zehn Schritte zu einer lebendigeren Innenstadt in Wuppertal

Wuppertal · Droht eine Abwärtsspirale, die das Angebot in den Wuppertaler Innenstädten Elberfeld und Barmen immer weiter reduziert? Die Wirtschaftsunion sieht das so und schlägt einen Zehn-Punkte-Plan vor. Eine Analyse.

Das Abeler-Haus an der Poststraße ist einer von vielen Leerständen in der Elberfelder und Barmer Innenstadt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Eine Abwärtsspirale, die das Angebot in den Innenstädten Elberfeld und Barmen immer weiter reduziert: So beschreibt Dirk Müller (CDU) die Entwicklung. „Neben den Problemen mit großen Flächen, wie dem scheidenden Kaufhof, sind es die vielen leer stehenden kleineren Läden, welche durch attraktive Angebote die Akzeptanz und die Besucherzahlen deutlich steigern könnten.“

Deshalb hat die Mittelstands- und Wirtschaftsunion Wuppertal, der er vorsitzt, einen Zehn-Punkte-Plan zur Belebung der Wuppertaler Innenstädte entwickelt. Das Konzept: Die Stadt soll leer stehende Ladenlokale anmieten, um sie temporär und subventioniert an Gründer und etablierte Unternehmen unterzuvermieten. Der Plan liegt nun beim Oberbürgermeister, der Wirtschaftsförderung und den Ratsfraktionen.

Vielseitige Nutzung
und Kooperationen

Die Umsetzung der zehn Schritte hängt letztlich am letzten: dem Geld. „Die Stadt Wuppertal plant die notwendigen Mittel für das Projekt im kommenden Haushaltsplan ein“, fordert die Wirtschaftsunion. Den Doppelhaushalt für 2024/25 bereitet die Stadtspitze gerade vor. Dirk Müller weiß, dass immer wieder betont wird, wie knapp der städtische Haushalt ist. Deswegen sei es wichtig, das Geld richtig einzusetzen. „Es wäre wesentlich teuer, immer mehr Händler in den Innenstädten zu verlieren“, und mit ihnen auch die Einnahmen durch die Gewerbesteuer. Im Verhältnis zum Gesamtvolumen des Haushalts sei mit einem kleinen Anteil viel machbar. Und außerdem gebe es Förderprogramme.

Vor dem Schritt der Finanzierung kommen neun weitere, die die Wirtschaftsunion vorschlägt. Eine Übersicht: Der erste Schritt ist eine Bestandsaufnahme. Mitarbeiter der Verwaltung sollen geeignete leer stehende Ladenlokale in den Innenstädten finden und auswählen. Der zweite Schritt ist ein flexibles Mietmodell. Die Stadt soll sich mit den Vermietern einigen und die Ladenlokale befristet anmieten. Die Untermietverträge für Start-ups und Unternehmen sollen flexibel gestaltet werden, um deren Bedürfnissen zu entsprechen. Sie sollen die Ladenlokale mit vielseitigen Nutzungskonzepten beleben. Ideen der Wirtschaftsunion sind zum Beispiel Büros, Ausstellungsräume, Pop-up-Geschäfte sowie Räume für Workshops und Präsentationen. Der ehemalige Leerstand könnte auch von Wuppertaler Firmen genutzt werden, um im Zentrum der Stadt um Mitarbeiter zu werben. Mit Kooperationen soll die Nutzung der Räume für Veranstaltungen und kreative Projekte gefördert werden, zum Beispiel mit der Bergischen Universität Wuppertal, Verbänden, der Kunstszene und lokalen Vereinen. Regelmäßige Veranstaltungen, Vorträge und Workshops sollen die Attraktivität in der Innenstadt steigern und dazu beitragen, Wissen zu teilen.

Der siebte Schritt ist Sicherheit und Ordnung: Die Stadt soll ausreichende Maßnahmen ergreifen, um den Nutzern und Besuchern ein sicheres Gefühl zu geben. „Desweiteren wird durch Kontrollen und entsprechende Reinigungsmaßnahmen Sorge getragen, dass die Innenstadtbereiche sauber und ansprechend erscheinen.“ Gemeinschaftsflächen in den Ladenlokalen sollen den Austausch zwischen den Mietern fördern und dazu beitragen, dass sich eine lebendige Gemeinschaft bildet. Der neunte Punkt ist Marketing. „Die Stadt und die Wirtschaftsförderung setzen gezielte Marketing- und Promotionsmaßnahmen ein, um die temporären Nutzungen zu bewerben und die Bekanntheit zu steigern“, fordert die Wirtschaftsunion. Und dann folgt der Punkt, an dem die Umsetzung hängt. Die Finanzierung.

Ihr Ansatz sei umfassend, so die CDUler, und könne so die Wuppertaler Innenstadtbereiche beleben. „Die Großstadt Wuppertal und ihr Stadtrat dürfen hier nicht weiter tatenlos dem Sterben unserer Innenstädte zuschauen.“ In Zeiten des wachsenden Internet-Handels und der Fernwärme-Großbaustelle in Elberfeld sei „schnelles und konsequentes Handeln gefragt, um ein Ausbluten zu verhindern.“

In Barmen gab es bereits ein ähnliches Projekt. Das „Sofortprogramm Werth“ lief von 2021 bis 2022, begleitet durch das Innenstadtbüro „Barmen Urban“. Durch Förderung sollte die Miete für leer stehende Ladenlokale für ein Jahr reduziert werden. Es gab viele Interessenten, aber letztlich nur zwei Vermittlungen – für eine Beratung zum Glasfaserausbau und die Stadtmission. Von verschiedenen Seiten wurde das Projekt als gescheitert bewertet. Das solle mit dem Vorschlag der Wirtschaftsunion nicht passieren, sagt Dirk Müller: „Es kommt darauf an, wie man das angeht und steuert.“