Franken: Herbstzeit ist Wanderzeit
Zu Fuß lassen sich raschelndes Laub, bunte Wälder und weite Ausblicke am besten genießen.
Franken. Das Laub raschelt unter den Füßen, während die Sonne die letzten wärmenden Strahlen über die abgeernteten Felder schickt. Der Blick schweift über sanft geschwungene Hügel, schroffe Felsen und gemächlich dahinfließende Flüsse.
520 Kilometer führt der Frankenweg vom Rennsteig über den Frankenwald, die Höhlenlandschaft der Fränkischen Schweiz und die Burgenwelt der Frankenalb bis ins Altmühltal. Auf seiner Route durchquert der Fernwanderweg zahlreiche beschauliche Dörfer, gemütliche Gasthöfe laden dort zum Entdecken fränkischer Spezialitäten ein.
Wer den Weg in kürzere Etappen aufteilen will, hat die Qual der Wahl: Zahlreiche reizvolle Abschnitte locken mit gutem Anschluss an das öffentliche Nahverkehrsnetz. Für ein langes Wochenende bietet sich die gut 50 Kilometer lange Strecke von Gräfenberg über Pottenstein und Gößweinstein nach Muggendorf an. Mit der Bahn ist der Startpunkt in einer guten Stunde von Nürnberg aus zu erreichen.
Eine steile Treppe führt in das Dorf hinauf, wo die Route in den Wald abzweigt. Schon nach wenigen Kilometern verführen süße und saftige Äpfel zur ersten Pause. Ein Obstbaumbesitzer verkauft seine Ernte für einen Euro das Kilo auf einem Parkplatz. Das Geld wird einfach in ein kleines Holzkästchen geworfen. Mal auf Forstwegen, mal auf schmaleren Pfaden führt die Tour weiter nach Hohenschwärz.
Hinter dem Dorf öffnet sich der Blick über Felder und einen Wald, der in gelben, roten und grünen Farben leuchtet. Auf diesem Teil der Strecke kann der Wanderer statt dem Frankenweg folgend auch durch das reizvolle Trubachtal laufen. Dieser Weg führt zunächst hinab zum Dörnhof, bis er im steten Auf und Ab kurz vor Obertrubach den Richard-Wagner-Felsen erreicht.
Die Form des Gesteins erinnert an das Profil des Komponisten. Der Felsen ist der erste Hinweis auf die lebhafte Kletterszene, die die Fränkische Schweiz in Beschlag genommen hat. Ein letzter Blick zurück auf die Kirche Obertrubachs, und schon geht es hinein in einen moosbedeckten Wald mit zahlreichen Lichtungen, auf denen sich in der Dämmerung die Rehe tummeln.
Schmale Pfade führen über Wiesen, Felder und an Waldrändern entlang nach Kirchenbirkig. Steil fällt der Weg anschließend ab, hinein in ein verwunschenes, feuchtes Tal mit einem einsamen Gehöft, in dem Hühner gackern und Gummistiefel vor der Haustür stehen. Lautes Gekreische klingt kurz vor Pottenstein den Hang hinunter: Eine Sommerrodelbahn belohnt nicht nur Kinder für tapferes Laufen.
Auch ein Felsenbad lädt zum Ausruhen ein. Geologisch Interessierte können derweil die Teufelshöhle erkunden, eine der größten Tropfsteinhöhlen Mitteleuropas. In der Dämmerung geht es nach Pottenstein, über dem in luftiger Höhe eine Burg auf steil abfallendem Felsen thront.
Gestärkt mit deftigen fränkischen Spezialitäten wie Räucherkamm oder Schäufele, beginnt die nächste Etappe. Leider führt auch eine Straße unweit des Pfads durch das Püttlachstal, doch gewinnt der Weg zunehmend an Höhe. Auf der anderen Seite des Tals versuchen sich Kletterer daran, die senkrechten Wände emporzukommen. Offensichtlich eine schweißtreibende Angelegenheit - trotz der schon etwas kühleren Temperaturen sind einige Wanderer mit freiem Oberkörper unterwegs.
Tüchersfeld überrascht mit einem spektakulären Bild: Auf einer Kuppe schmiegen sich farbenfrohe Fachwerkhäuser an einen kirchturmhohen Felsen. Unten im Tal wacht die Jungfrau Maria in einer Kapelle über die knapp 5500 Einwohner der Siedlung. Steile Treppen und schmale Pfade führen den "Wasserberg" hinunter ins Tal. Der Name erinnert daran, dass die Frauen aus Gößweinstein früher mühsam das kostbare Nass in 40-Liter-Bottichen den Hang hinaufschleppen mussten.
Kilometerlang führt der Weg nun durch das Wiesenttal, in dem außer Vogelgezwitscher kein Laut zu hören ist. Ruhig und träge begleitet das Flüsschen Wiesent den Wanderer, bis dieser abzweigt, um über den Engelhardsberg nach Muggendorf zu gelangen.
Der Aufstieg führt durch eine gigantische Höhle mit eingestürzter Decke. Umschlossen vom Fels führen Treppen nach oben, durch große Löcher und von kleinen Plateaus herab fällt der Blick hinunter ins Tal, das nach wenigen Minuten weit unten liegt.
Das letzte Stück des Wegs führt durch dichten Wald gemütlich hinunter nach Muggendorf, von wo aus ein Bus die Wanderer zum Bahnhof nach Ebermannstadt bringt.