Für Rossi regnet’s rote Rosen
konzert Der argentinische Schlagerstar begeistert das fast ausschließlich weibliche Krefelder Publikum.
So viel Liebe, Herz und Schmerz – zum Träumen schön. Aber auch zum Mitsingen und Mitschunkeln: Der Argentinier Semino Rossi hat den mehr als 2700 Besuchern des König-Palastes einen schönen Abend beschert.
Ein bisschen auch umgekehrt, denn von den schätzungsweise 2660 Damen im Publikum haben bestimmt fünf Prozent ihrem Star auch etwas mitgebracht. Schon am Anfang und dann fortlaufend bei jeder Gelegenheit wagen die Damen sich an den Bühnenrand und schenken dem lockigen Mittvierziger mit dem weichen Akzent zweierlei: Schokolade und Rosen. Was er äußerst liebenswürdig und dankbar annimmt: „In der Schweiz“, so plaudert er, „schätze ich besonders die beiden Familien Lindt und Toblerone“. Die Blumengeschäfte in Krefeld und Umgebung jedenfalls haben sicher einen Riesenumsatz verzeichnet: Das Zellophan um die Rosen knistert nur so.
Seine Fans lieben Semino Rossi für seine schöne Stimme und seine gefühlvollen Lieder und besonders dafür, dass er seine Herkunft und seine Vergangenheit als Straßensänger nicht verleugnet. Sein Talent hat ihn auf die großen Bühnen katapultiert, hier bietet er eine bunte Mischung aus deutschen Schlagern, italienischen Hits, spanischen Klassikern und argentinischen Tangos. „Bésame mucho“ zum Beispiel, für eine Oper schon 1911 vom Spanier Enrique Granados komponiert und in unzähligen Versionen bekannt, singt Rossi im König-Palast wunderbar.
Die Lieder aus seiner Heimat oder aus Spanien liegen ihm ganz besonders, so als habe er diese Musik und diesen Rhythmus im Blut. Seine Mutter ist Pianistin, sein Vater war Tango-Sänger, und schon der kleine Semino wollte in dessen Fußstapfen treten. Zunächst ging er ins einstige Mutterland Spanien und verdiente sich dort seinen Lebensunterhalt als Straßensänger.
Die Menschen aus jener Zeit spielen immer noch eine wichtige Rolle in seinem Leben. Musiker von damals stehen jetzt mit ihm auf der Bühne: Besonders eindrucksvoll der Gitarrist Humberto Buenaventura, mit dem er an diesem Abend das Duett „Esa triste guitarra“ singt.
Zu seiner Show zählen auch sechs Tangotänzer, die kunstvolle Figuren aufs Parkett legen – da sehnt man sich nach Buenos Aires. Semino Rossi erfährt denn auch, dass Heinrich Band, der Erfinder des klassischen Tangoinstruments Bandoneon, aus Krefeld stammt. Auch seine Frau übrigens hat er mit seiner samtenen Stimme für sich gewonnen, wie er im Konzert erzählt, und sehr begeistert jubelen die Fans seiner Liebeserklärung zu „Einmal ja, immer ja!“
Bei dem Karnevalslied „Rot sind die Rosen“ dürfen die Besucherinnen nach Herzenslust mitsingen, kleine Einführung ins Spanische gibt’s dazu. Eines wünscht sich Semino Rossi dafür: „Konzentration, Temperament und Herz!“ Und mit diesen drei Dingen bestreitet er seine Show mit Tänzern, Musikern und Sängerinnen aus der ganzen Welt.
Und auch seine Mutter holt er kurz auf die Bühne. Das Publikum dankt mit viel Jubel, Applaus und – Schokolade. Rossi singt zwei Zugaben: Beim „Ave Maria“ fließen im Publikum ein paar Tränchen; und „Don’t cry for me Argentina“ ist so ganz fürs Herz, es ist sein Lieblingssong.