Von harter Arbeit und Häuptlingen

Bei der DEG nehmen die Leistungsträger den Kampf nicht an. Dienst nach Vorschrift bringt Niederlagen. Harold Kreis ist ratlos.

Düsseldorf. Hans Zach hat eine besondere Eigenschaft. Der Trainer der Hannover Scorpions propagiert seit jeher sein Credo und setzt es auch entsprechend um. Nur mit harter Arbeit könne man im Sport ans Ziel kommen. Mit den Niedersachsen steht der 59-Jährige momentan da, wo die Düsseldorfer EG gerne stehen würde: auf Platz Eins der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Nach dem 4:1 über Köln liegt Hannover mit den bei der DEG ausgemusterten Stürmern Tore Vikingstad und Klaus Kathan schon neun Punkte vor dem Team von Harold Kreis, das sich nach dem 2:4 gegen Aufsteiger Kassel im freien Fall befindet und nur noch Siebter ist. Dem Anspruch eines Top-Teams wird der achtfache Deutsche Meister derzeit nicht gerecht. Welche Gründe gibt es für die Talfahrt der Rot-Gelben nach nun fünf Niederlagen in Folge?

Die Häuptlinge: Bei den Neuverpflichtungen wurde Wert auf Qualität gelegt, die sich noch nicht ausgezahlt hat. Adam Courchaine (Duisburg), Shane Joseph (Augsburg) und Ryan Ramsay (Krefeld) waren in ihren ehemaligen Teams "Häuptlinge", doch nur Courchaine konnte seine Torjäger-Qualitäten bislang vollauf unter Beweis stellen.

Gleiches gilt für die "Platzhirsche" Brandon Reid und Rob Collins, während Patrick Reimer und Daniel Kreutzer noch Luft nach oben haben, was bei Trainer Kreis schon eine gewisse Ratlosigkeit zur Folge hat. "Wenn ich wüsste, woran es liegt, dann würde ich es abstellen", sagt der 49-Jährige. Zuletzt kam es öfters vor, dass Kreis in den Drittelpausen einen härteren Ton anschlug, freilich ohne Erfolg - der Einsatz auf dem Eis blieb begrenzt.

Manager Lance Nethery praktiziert jetzt die nächste Variante. Gespräche mit den Spielern über Vertragsverlängerungen wurden auf Eis gelegt. Ob dies Erfolg hat? Die Arbeitspapiere von Brad Tutschek und Evan Kaufmann laufen aus, aber beide gehören noch zu den Eifrigsten und sind ohnehin eher der Kategorie "Arbeiter" zuzuordnen.

Die Abwehr: Sattelfest sieht anders aus. Besonders die Zugänge Chris Harrington und Ryan Caldwell sind den Berechtigungsnachweis ihrer Verpflichtung bislang schuldig geblieben. Andy Hedlund scheint mit seinen Gedanken häufig schon bei seinem neuen Arbeitgeber Adler Mannheim, Korbinian Holzer stagniert in seiner Entwicklung und fällt derzeit mit Fouls und Fehlpässen auf. Der Verlust von Robert Dietrich und Alexander Sulzer zu den Milwaukee Admirals in der American Hockey League (AHL) konnte nicht kompensiert werden.

Das Überzahlspiel: Eine einzige Katastrophe. Mit 13,39Prozent Erfolgsquote ist die DEG die Nummer 15 der Liga. Nur Duisburg (9,92%) ist noch schlechter. Spitzenreiter Hannover (22,22%) kann es viel besser, ein Garant dafür heißt übrigens Tore Vikingstad. Die DEG hat es bisher nicht verstanden, den Abgang des Spielmachers und Ideengebers aufzufangen und entsprechendes Kapital aus numerischen Überlegenheiten zu schlagen.

Der Torhüter: Jamie Storr hat als einziger Schlussmann der DEL alle 24 Vorrundenspiele absolviert. Verschleißerscheinungen bei Storr sind normal. Wofür hat die DEG eigentlich einen Ersatztorwart namens Jochen Reimer, der aber meist mit einer Zweitspielgenehmigung für München aufläuft? Eine kleine Ruhepause würde Storr gut tun.

Fazit: Der goldene Oktober mit acht Siegen am Stück hat bei der DEG zu einer gewissen Überheblichkeit geführt. Doch die führt nicht zum Erfolg. Nur harte Arbeit zählt. Hans Zach weiß das.