Zwei Tage lang stand der Kommunale Friedhof unter dem Motto „Lebensraum Friedhof“ - Mit allerhand Aktionen wurde der Ort der Trauer mit Leben gefüllt Ort der Trauer verwandelt sich in Lebensraum
Wülfrath · Angebote für Kinder, Kunst, Handwerk, Infostände und die Pflanzentauschbörse der Bürgerstiftung verwandelten den Friedhof in einen lebendigen Ort.
In Schalen auf hohen korrodierten Eisensockeln loderten Flammen, der Pavillon bauschte sich im Wind. Eine prunkvolle Karosse, ein Leichenwagen der Oberklasse, beeindruckte mit üppigen, weiß-plissierten Stoffdraperien. Unter dem Motto „Heimat-Beratung-Kultur“ fand jetzt der Friedhofstag statt.
Hier konnten sich Interessierte über moderne Trends rund um das Thema Bestattung, Grabgestaltung und Abschiedskultur informieren. Weil auch Blumenschmuck und Grabbepflanzung zum Thema „neue Friedhofskultur“ gehören, waren die Landfrauen und der Bürgerverein mit von der Partie. Sie hatten eine Pflanzenbörse arrangiert.
Die von lokalen Händlern spendierten Stauden, die prächtigen Begonien, Petunien, kleine Gehölze und Blumenzwiebeln wurden teilweise zum Tausch angeboten, andere wurden gegen eine Spende abgegeben. „Die Spendengelder bleiben in Wülfrath und werden in lokale Projekte investiert“, erläutert Gabriele Commandeur die geplante Verwendung der Spendengelder.
Friedhofsgärtnerin Nicole Halik kniete vor einem Rahmen aus Brettern, sie verteilte Erde in der Verschalung, stellte verschiedene Pflanzen zusammen: „Hier können die Menschen erfahren, wie eine Grabbepflanzung angelegt wird. Die Friedhofssatzung gibt unter anderem vor, welche Pflanzen nicht gesetzt werden dürfen“, erläutert sie.
Auch die Städte reagieren auf die veränderten Klimaverhältnisse, pflanzen Bäume, die weniger Wasser brauchen. Die Weide etwa mit ihrem großen Wasserverbrauch und der mächtigen Krone dürfe auf dem Wülfrather Friedhof nicht mehr gepflanzt werden, weiß die Expertin. Darüber gelte es zu informieren, so Halik.
Auch Alternativen zur herkömmlichen Grabgestaltung wurden gezeigt, darunter kunsthandwerkliches aus der Metallbauwerkstatt oder kunstvolle Grabplatten, die eine pflegeaufwändige Bepflanzung überflüssig machen aus der Steinmetzwerkstatt. Auch die Kombination verschiedener Materialien wie Kies, Marmor, Granit und Metall liegt im Trend. Sie geben dem Friedhofsgelände inzwischen Ausstellungscharakter, holen die Öffentlichkeit an den Ort der Ruhe und Erinnerung. Das ist auch das Konzept von Jan Meyburg, Leiter des Städtischen Friedhofs.
Weg von der Abgeschiedenheit, weg vom Ort der Traurigkeit und Stille, hin zu einem Ort, an dem man sich gerne aufhält, an dem Erinnerungen lebendig sind, ist eine Friedhofskultur, die er für ‚seinen‘ Friedhof realisiert. Der Friedhof - ein Ort der Stille, der Friedhof ist ein Ort der Trauer und des Gedenkens, aber auch ein Ort der Natur, der Kunst und des Handwerks. Darüber hinaus wird der Friedhof auch als ein Stück Heimat definiert.
Zur Veranstaltung gehörte auch ein tolles Kindergartenprojekt, das im Herbst 2023 begann, und dessen Ergebnis jetzt im Rahmen der Aktionstage „Heimat-Beratung-Kultur“ von den kleinen Gärtnerinnen und Gärtnern angeschaut und bestaunt wurde. Kinder der Betreuungseinrichtungen St. Joseph, Farbenfroh und Ellenbeek hatten unter Anleitung von Jan Meyburg Beete gestaltet und in einer Zeitkapsel Fotos, Botschaften oder Talismane in die Erde gelegt. Am ersten Veranstaltungstag standen die Kinder im Mittelpunkt, kamen, um Nistkästen zu bauen, und bestaunten, was Frühlingssonne und Regen in ihren Beeten hat wachsen lassen. Verwaltungsmitarbeiterin Bärbel Balzer hatte für die Kinder eine tolle Friedhofsrallye organisiert. „Das Angebot für die Kinder war sehr gut besucht“, freute sich Gabriele Commandeur, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung.
Mitorganisator und Hobbyfotograf Burkhard Rüdiger, der, ebenso wie Amateurfotograf Fritz Reich und Fotograf Jan Meyburg auf Aluminiumplatten projizierte Bilder ausstellte, ist stolz auf das Gemeinschaftsprojekt, das vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung mit 2.000 Euro gefördert wurde. „Das ist ein tolles Projekt, das auch der Bürgerverein, die Bürgerstiftung, die Landfrauen, der Verein „Neanderland Kultur“ und die Stadt mit einem Zuschuss unterstützt haben“, erläuterte Burkhard Rüdiger.
Die Fotografen präsentierten ihre Bilder, die sie in die Bäume auf dem gesamten Friedhofsgelände gehängt hatten. Diese Ausstellungskonzeption sorgte für eine Verbindung von Natur und Kunst. Ähnlich verwandelte sich die Friedhofskapelle zwischenzeitlich in einen Klangraum und bot den passenden Rahmen für Lesungen und Vorträge von Trauerrednern und -begleitungen.