Meinung Abwärme: Chance für das Energieland NRW
Meinung · Die Nutzung industrieller Abwärme ist eine der denkbaren Lösungen, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Und sie ist besonders interessant für ein Land wie NRW.
Manchmal, wenn man der vielen und nicht immer sachkundigen Meinungen und Statements zum Klimawandel überdrüssig ist, hilft es, sich für einen Moment in eine knochentrockene Fachtagung zu setzen. Das beruhigt ungemein. Weil man dabei das Gefühl zurückgewinnt, dass es jenseits der politischen Wortgefechte auch irgendwo Menschen gibt, die sich schon längst um Lösungen bemühen.
Die Nutzung industrieller Abwärme ist eine dieser denkbaren Lösungen. Und sie ist besonders interessant für ein Land wie NRW, das rund ein Drittel der energiebedingten CO2-Emissionen Deutschlands verursacht und dessen Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 mit jährlich 15 Tonnen um die Hälfte höher liegt als im Bundesschnitt. Mit der Bereitstellung ihrer Abwärme könnte die energieintensive Industrie in NRW einen gewichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, der ihr in der eigentlichen Produktion womöglich so schnell nicht gelingen kann.
Die jetzt vorgelegte Potenzialstudie belegt, dass die Standorte industrieller Abwärme zwar verstärkt in den Ballungsräumen zu finden sind, aber sich ansonsten relativ homogen über das Land verteilen. Die Wärme wäre also sowohl für die Versorgung der Zentren als auch der ländlichen Räume denkbar.
Aber erst einmal müssen die Unternehmen auch bereit sein, die nötigen Investitionen zu tätigen. In Dänemark, wo schon 62 Prozent aller Haushalte an Fernwärmenetze angeschlossen sind, zahlen Betriebe Strafe, wenn sie Abwärme ungenutzt an die Umwelt abgeben. In Deutschland setzt man eher auf positiv verstärkende Förderung.
So oder so: Das klimaschützende Potenzial industrieller Abwärme zu nutzen, ist nicht der Königs-, aber einer der vielen Lösungswege, die jetzt nötig sind. Die Energieversorgung von morgen ist ohnehin dezentraler als heute. Je mehr unterschiedliche Lösungen es gibt, desto besser.