Meinung Auf dem Weg in die Bildungsrepublik

Deutschland macht weiter Fortschritte bei der Bildung.

Foto: krohnfoto.de

Das sind viele gute Nachrichten gewesen, die die OECD in Berlin verkünden konnte. Zweifellos geht es im deutschen Bildungssystem weiter voran. Die meisten jungen Menschen schaffen den Übergang von der Ausbildung in den Beruf mühelos, anders als in anderen Nationen. Immer mehr Menschen legen sogar höhere Bildungsabschlüsse ab. Das steigert die Chancen deutlich, erfolgreich am Erwerbsleben teilzunehmen. Und angesichts des wirtschaftlichen Wachstums und der sinkenden Arbeitslosigkeit zeigt sich, wie gut die berufliche Bildung hierzulande insgesamt aufgestellt ist. Für eine Exportnation ist das wichtig. Stück für Stück scheint die Bildungsrepublik Deutschland Realität zu werden. Selbst der Föderalismus kann die Entwicklung nicht aufhalten. Der Staat hat zudem seine Bildungsausgaben stetig erhöht, trotz des demografischen Wandels und des damit verbundenen Rückgangs der Schülerzahlen.

Jenseits der verzeichneten Erfolge bleibt trotzdem noch einiges zu tun. Hierzulande gelingt es seit Jahren nicht, den Anteil der Menschen ohne Berufsausbildung oder Abschluss zu verringern. Das ist ein Armutszeugnis. Da liegt auch Potenzial brach, das man angesichts des Fachkräftemangels dringend benötigt. In Sachen Geld gilt: Nach wie vor wird zu wenig in die frühkindliche Bildung investiert. In Kindertagesstätten also, in denen der Grundstein für den späteren Bildungserfolg gelegt wird. Hier muss die Politik zügig handeln. Hauptmanko des Systems bleibt freilich immer noch seine soziale Undurchlässigkeit — wer seitens des Elternhauses gute Startvoraussetzungen mitbringt, ist im Vorteil, alle anderen sind im Nachteil. Seit Jahren wird das beklagt. Ausbügeln lässt sich das, indem man die individuelle Förderung der Kinder in den Bildungseinrichtungen stärkt und weiter ausbaut — mit mehr und noch besser qualifiziertem Personal.

Die Bewertung der Qualität von Bildung in Deutschland hängt natürlich auch noch von einem ganz anderen Faktor ab, der über die statistische Erhebung von Abschlüssen hinausgeht: davon nämlich, wie Lehrer, Kinder und Eltern ganz persönlich Bildung erleben. Das fängt beim Zustand der Schultoiletten an, geht über die angebotene Dauer der täglichen Betreuung bis hin zu dem, was auf dem Lehrplan steht — mit und ohne Turbo-Abi. Und weil das so ist, gilt: Bildung bleibt eine Dauerbaustelle, auf der in vielen Bereichen immer wieder neu gearbeitet werden muss.