Das Ausspähen ist längst nicht zu Ende

Zugeständnisse von Barack Obama sind nur Kosmetik!

Ein Kommentar von Peter Kurz.

Foto: Young David (DY)

Unter Freunden kann man auch mal locker sein — sagte der sein Jackett ablegende US-Präsident Barack Obama bei seiner Rende am Brandenburger Tor im Juni 2013. Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht — zürnte Kanzlerin Angela Merkel nur vier Monate später, als bekannt wurde, dass US-Geheimdienste ihr Handy abgehört hatten.

Freunde? Hat der „Freund“ jenseits des Atlantiks am Freitag Substanzielles für das Auffrischen der Freundschaft getan? Wohl kaum, denn zum einen wäre das schon begrifflich zu viel verlangt. Staaten haben keine Freunde, nur Interessen, sagte schon Charles de Gaulle. Zum anderen ist nicht erkennbar, dass sich angesichts der von Obama verkündeten Kosmetik deutsche Bürger und auch Wirtschaftsunternehmen nun vor Schnüffelei und Spionage sicher fühlen können.

Spionage gab es doch immer, sagen die Verharmloser. Gewiss. Aber Objekt sind dabei andere Staaten, nicht die Bürger. In deren Privatsphäre wird eingegriffen, wenn die US-Dienste alle Informationen abgreifen, die über ihre Server laufen.

Es sind doch unsere Server, sagen sie, dagegen könnt ihr Ausländer nichts machen. Eben. Gegen das Abhören durch deutsche Behörden können wir uns wehren. Es gibt Gerichte, es gibt parlamentarische Gremien, die sich mit dem Treiben der Geheimdienste befassen. Doch gegenüber dem Datenabschöpfen aus den USA sind wir machtlos. Da hilft der Verweis nicht weiter, dass die USA ein Rechtsstaat sind. Selbst wenn man das trotz Defiziten (Stichwort Guantanamo) akzeptiert, läuft der Begriff des Rechtsstaats leer, wenn man sich nicht mit den Mitteln des Rechts wehren kann.

Dass „befreundete“ Regierungschefs nicht ausgespäht werden, ist doch eine Selbstverständlichkeit. Doch das darf nicht alles sein. Wenn wir alle weiterhin unter Beobachtung stehen, muss die deutsche Regierung den „Freunden“ deutlich machen, dass man in anderen Fragen, bei denen es bisher einen vereinbarten Datenaustausch gibt (Bankdaten, Passagierdaten), auch mal den Informationsfluss hemmen kann. Und jeder Einzelne sollte sich überlegen, wie viele Daten er auf Server von US-Internetriesen schaufelt, die von ihrer Regierung als unfreiwilliger Sammelspeicher genutzt werden.