Fleischkonsum: Gnadenlos, gedankenlos, bedenkenlos

Fleisch wird immer billiger und ungesünder.

Ein Kommentar von Werner Kolhoff.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Zu den Begleiterscheinungen von Industrialisierungsprozessen gehört die besinnungslose Nutzung von Tieren als Essen. Je besser es Gesellschaften geht, umso mehr greifen ihre Mitglieder zum Nahrungsmittel Fleisch. Das scheint ein Naturgesetz zu sein. Fleisch ist ein Statussymbol und ein schneller Eiweiß-Genuss, allerdings mit Nebenwirkungen.

Weil es industriell hergestellt wird, wird es immer billiger. Nicht aber gesünder für Mensch und Umwelt. Zum einen verbraucht der zunehmende Fleischkonsum so viel Land, dass die Ernährung der Menschheit insgesamt gefährdet wird. Diese Art der Agrarproduktion trägt zudem zur Klimaveränderung bei, die die Anbauflächen zusätzlich verkleinert. Das betrifft vor allem die Südhalbkugel.

Bei uns sorgt die industrielle Mast für eine Belastung der Umwelt etwa mit Antibiotika und Hormonen im Wasser und mit Gülle oder Gestank. Am Schlimmsten aber ist die Art, wie die Tiere gezüchtet, in Massen-ställen gehalten und dann geschlachtet werden. Man schämt sich fast, Geschöpf zu sein, wenn man weiß, wie hier mit Mitgeschöpfen umgegangen wird. Gnadenlos, gedankenlos, bedenkenlos.

Aktuell wächst der Fleischkonsum vor allem in Asien drastisch. Bevor man sich hierzulande nun angesichts der leicht sinkenden Zahlen zurücklehnt: Noch verbraucht jeder Deutsche rund 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr, also jeden Tag ungefähr ein 170-Gramm-Steak. Das ist fast doppelt so viel wie ein Chinese, drei Mal so viel wie ein Afrikaner konsumiert.

Die Grünen haben bei ihrem Veggie-Day-Vorschlag schmerzhaft die Lektion lernen müssen, dass die industrielle Fleischproduktion eine mächtige Lobby hat. Fleisch ist auch bei uns ein Wohlstandssymbol, das im Wahlkampf sogar als Freiheitssymbol hochstilisiert werden konnte.

Nie wieder nur Sonntagsbraten, sondern jeden Tag Schnitzel und Schenkel soviel man will für 99 Cent je 100 Gramm im Sonderangebot. Das ist das politische Versprechen. Niemand will sich die Wurst vom Brot nehmen lassen. Schon gar nicht vom Staat. Verständlich. Aber jeder sollte sich schon fragen, ob er eigentlich manchmal auch nachdenkt, wenn er reinbeißt.