Meinung Das Kulturgut Schwimmbad ist in Gefahr

Meinung · Die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft hat auf das leise Sterben der Schwimmbäder hingewiesen und und Abhilfe verlangt. Länder, Kommunen und Bund dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen.

Laut DLRG gab es im Jahr 2000 rund 7800 Schwimmbäder in Deutschland. Ende 2018 seien es dagegen nur noch 6400 gewesen. Viele Schwimmbäder sind marode, so wie hier das Schwimmbad in Krefeld-Bockum.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Schwimmen hält jung und den Köper fit.  Die Möglichkeiten zum Schwimmen werden vielerorts aber immer schlechter. Manchmal sind es verkürzte Öffnungszeiten, die auf ein leises Sterben der heimatlichen Schwimmhalle  hindeuten. In anderen Fällen steht das Bad plötzlich nur noch dem Vereinssport zur Verfügung. Der private Spaß bleibt damit außen vor. Und im schlimmsten Fall muss die Schwimmhalle wegen ihres maroden Zustands geschlossen werden. Auf diesen Missstand hat die Deutsche Lebens-Rettungsgesellschaft jetzt völlig zu Recht in einer Petition an den Bundestag hingewiesen und Abhilfe verlangt.

Es ist ja nicht nur so, dass der  Schwimmunterricht an vielen Schulen zur Leerstelle wird. Schwimmen ist auch ein Kulturgut und hat eine wichtige soziale Komponente. Wenn das Freibad um die Ecke dicht macht, dann sind ärmere  Bevölkerungsschichten davon am stärksten betroffen. Wer sich einen Badeurlaub am Meer schwerlich leisten kann, für den ist das der Urlaubsort. Schwimmbäder gehören damit zur  öffentlichen Daseinsvorsorge, auch wenn sie  sich in den seltensten Fällen betriebswirtschaftlich rechnen. Statistisch betrachtet legt die öffentliche Hand pro Eintrittskarte noch mal zehn Euro drauf.

Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Die öffentliche Hand, dass sind in diesem Fall tatsächlich in erster Linie Länder und Kommunen, die dafür zuständig sind. Doch auch der Bund darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen. In den 1960er Jahren wurde in Westdeutschland ein „Goldener Plan“ im Kampf gegen den  Sportstättenmangel aufgelegt. Föderale Spitzfindigkeiten spielten dabei offenbar noch keine Rolle. Nun braucht es erneut eine nationale Kraftanstrengung. Den Bürgern kann  es ohnehin egal sein, ob das Geld vom Bund oder von den Ländern kommt. Was zählt, sind intakte Schwimmbäder. In einem wohlhabendenden Staat wie Deutschland ist das nicht zu viel verlangt.