Der hoffnungsvolle Blick geht nach Bonn
Von zwei Grad sprach am Wochenende kaum jemand. Werte wie 13, 16 oder noch mehr Minusgrade - und wie man mit ihnen klarkommt - beherrschten am Samstag die Gespräche. Und am Sonntag drehte sich alles um die ungewöhnlich heftigen Schneefälle.
Das Wetter vor der eigenen Haustüre bewegt die Menschen also mehr als das Weltklima.
Obwohl man sich heftig hätte aufregen können, dass Vertreter von 193 Staaten nach zwölf Tagen nur ein unverbindliches Papier zusammenbekommen. Darin steht zwar die konkrete Zahl von maximal zwei Grad globale Erwärmung. Aber das ist insgesamt zu wenig, um von erfolgreichen Tagen in Kopenhagen zu sprechen.
Doch wahrscheinlich hatte der Gipfel auch nie eine echte Chance. Aus drei - teils unbequemen - Gründen:
1. Die Motivation der Industrieländer war nicht hoch genug. Sie sprechen zwar davon, dass etwas gegen die Klimaerwärmung getan werden müsse. Doch ihnen steht, anders als etwa den Menschen im durch die dramatische letzte Nacht des Gipfels berühmt gewordenen Tuvalu, das Wasser buchstäblich nicht bis zum Hals. Zumal - und auch dieser Aspekt darf nicht achtlos weggeschoben werden - die Frage, in welchem Maße wir Menschen für Klimaveränderungen verantwortlich sind, Wissenschaftler unterschiedlich beantworten.
2. Einige Entwicklungsländer wollten die Konferenz zweckentfremden. Zwar kann solch ein Gipfel nicht politik- und taktikfrei sein. Doch dient es dem Ringen um eine gute Lösung nicht, wenn ausgerechnet Staaten wie der Sudan, Kuba und Venezuela den Industrieländern Demokratieferne vorwerfen. Gleiches gilt für pauschale Schuldzuweisungen, extreme finanzielle Forderungen an reiche Staaten oder gar eine Imperialismus-Diskussion.
3. Der Gipfel war überdimensioniert. Bei einer Mammut-Tagung unter UN-Regie kann vielleicht nicht mehr heraus kommen. Zu groß ist die weltweite Beachtung und Erwartung. Ein kleinerer Kreis, zum Beispiel in der G-20-Runde, könnte konstruktiver sein.
Doch es gibt Hoffnung. Im kommenden Jahr steigt die nächste Klimarunde in Bonn. Nur mit Umweltministern und wohl, von Gastgeberin Angela Merkel abgesehen, ohne Staatschefs. Das könnte besser enden.