Die Hausaufgaben sind fast erledigt

Deutschland trotzt dem Abschwung in Europa

Europa schwächelt, Deutschland geht es gut. Das ist weder Wunder, noch Zufall. Deutschland ist der Musterknabe der Europäischen Union. Vergleichsweise erfreuliche Konjunkturprognosen und stabile Arbeitsmarktzahlen lassen in der westlichen Welt viele Nationen neidisch auf das einstige Sorgenkind des Alten Kontinents schauen.

Deutschland geht es gut. Es geht ihm gut, weil es seine Hausaufgaben größtenteils erledigt hat. Trotz Schuldenkrise in Spanien, Italien und Griechenland, trotz wirtschaftlicher Probleme in den USA produziert und exportiert Deutschland so viel wie nie in seiner Geschichte. Dass die Ausfuhren in diesem Jahr den Wert von 1000 Milliarden Euro überschreiten, ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass Wirtschaft und Politik nicht alles falsch gemacht haben können.

Tatsächlich ist der Grundstein zur fast schon wundersamen Krisenresistenz vor etwa zwölf Jahren gelegt worden. Damals verabschiedete Rot-Grün in Berlin die Hartz-IV-Reformen. Dass sich daraufhin viele Stammwähler von der SPD verabschiedeten, stellt sich seit einiger Zeit schon als nicht ganz fair heraus. Denn nie waren in Deutschland mehr Menschen in Lohn und Brot, nie gab es mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Die Arbeitsmarktreform macht es möglich — unter anderem, weil Arbeitslosigkeit deutlich schneller ungemütlich wird.

Auch die Große Koalition hat ihren Teil zum gegenwärtigen Erfolg Deutschlands beigetragen. Die Kurzarbeiterregelung führte dazu, dass viele Unternehmen ihre Mitarbeiter halten konnten, als die Auftragsbücher leer waren. Mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt und weniger Hartleibigkeit der Tarifparteien komplettieren das Medikament, an dem Deutschland fast genesen ist.

Alles gut also für 2012 und folgende Jahre? Ja und nein. Arbeitsmarkt und Wirtschaft können Schuldenkrise und möglicher Rezession aller Voraussicht nach Paroli bieten. Das Ende der Therapie ist trotzdem nicht erreicht. Dafür ist die Zahl der Arbeitslosen in den neuen Bundesländern zu hoch und die Kluft zwischen Arm und Reich zu groß. Ganz zu schweigen von den öffentlichen Haushalten, die so verschuldet sind, dass sich Städte ihre Bürger kaum noch leisten können.

Es gibt also noch viel zu tun. Schwarz-Gelb ist am Zug.