Die Verlierer der Energiewende

Die Energieerzeuger drohen der Politik mit Strom-Engpässen.

Die Energiekonzerne in Deutschland hatten schon bessere Zeiten. Stromerzeugung war einmal die sprichwörtliche Lizenz zum Gelddrucken. Aber Fukushima und die Reaktion einer offenbar aufgeschreckten Bundeskanzlerin haben RWE und Co. das Leben schwerer gemacht. Die Energiewende drückt aufs Gemüt. Denn plötzlich hat „grüner“ Strom Vorfahrt vor allem, was aus fossilen Brennstoffen an Energie erzeugt wird. Sehr zum Leidwesen der Konzerne, die selbst viel zu spät auf erneuerbare Energien gesetzt haben, und leider auch zum Nachteil der Verbraucher. Sie kommt die Kraft aus Sonne, Wind und Wasser wegen der Ökostromumlage teuer und immer teurer zu stehen.

Deshalb ist es verwunderlich, dass nur die Konzerne aufbegehren. Anscheinend ist den Deutschen sauberer Strom etwas wert. Sie sind bereit, zugunsten der Umwelt tiefer in die Tasche zu greifen. Das ist aller Ehren wert. Dennoch darf die Politik den Bogen nicht überspannen. Wenn der Strom aus der Steckdose ein Luxusgut wird, ist es vorbei mit der Langmut der Bürger.

Soweit sind die Konzerne längst. Sie sehen ihr Geschäftsmodell in Gefahr. Deshalb greifen sie nun zum letzten Mittel und schalten auf Erpressung um. Wenn der Staat an der Energiewende nicht im Sinne der Konzerne nachbessert, dann legen die Konzerne Kraftwerke still, drohen sie. Und dann ist Schluss mit wohliger Wärme unter dem Christbaum. Denn im Winter gibt es nicht genug Ökostrom.

Doch der Protest der Energiekonzerne ist bei Lichte betrachtet kaum mehr als der verzweifelte Schrei eines Machtlosen. Sie sind gesetzlich verpflichtet, so viel Kraftwerkskapazität vorzuhalten, dass es im Industrieland Deutschland durch die Energiewende nicht zu einer Energiekrise kommen kann. Daran haben die Motoren dieser Wende gedacht, als sie zurecht begannen, sich von fossilen Brennstoffen zu verabschieden.

Ein Ruhmesblatt ist diese Energiewende dennoch nicht. Zu viele Unwägbarkeiten verunsichern alle Beteiligten. Den Verbrauchern steht deshalb Mitleid zu. Die Energiekonzerne indes haben jahrzehntelang vom Wohlwollen der Politik profitiert. Das ist seit Fukushima anders. Jetzt ist die Zeit, sich fit zu machen für die Stromerzeugung von Morgen.