Ein schärferes Waffengesetz muss her

Die Waffenbesitzer werden von der Polizei kaum kontrolliert.

Die Diskussion schwelt in Deutschland seit mindestens zehn Jahren. Damals tötete ein Amokläufer in Erfurt 16 Menschen und dann sich selbst. Er war ein Schüler, 19 Jahre alt und labil. Gleichwohl war er als Mitglied in einem Sportschützenverein Besitzer einer Waffenkarte. Auch wenn er die bei der Tat verwendeten Schießeisen illegal erworben hat, entbrannte damals eine große Diskussion über das Waffengesetz. Und nach Winnenden, dem zweiten großen Amoklauf an deutschen Schulen, gelobten die Politiker, endlich alles für einen besseren Schutz der Bevölkerung zu tun.

Seither ist etwas geschehen, aber es ist womöglich zu wenig. Immerhin wird endlich das seit vielen Jahren geforderte zentrale Waffenregister eingeführt. Das wird für die Polizisten im Einsatz ein großer Vorteil sein. Denn sie können auf einen Blick erkennen, welche registrierten Waffen am Einsatzort zu erwarten stehen — gegen die große Dunkelziffer der illegalen Pistolen, Revolver und Gewehre hilft dies freilich nichts.

Und das führt zu dem zentralen Problem in Deutschland mit den Waffen: Es fehlt an der Kontrolle der bestehenden Gesetze. Schon die offiziell registrierten Waffenbesitzer werden manchenorts nie, andernorts bestenfalls alle Jubeljahre einmal von Beamten aufgesucht. Dabei ist es entscheidend, wie die Waffen gelagert werden. Der 17-jährige Täter von Winnenden hatte wegen des Leichtsinns seines Vaters, der Sportschütze war, Zugriff auf eine Pistole samt Munition, mit der er viele Leben auslöschte.

Die legalen Waffenbesitzer werden also kaum bis gar nicht kontrolliert, es mangelt an Personal. Wenn der Gewerkschaftsfunktionär der Polizei nun verlangt, die Schützenvereine müssten sich an den Kosten beteiligen, greift das zu kurz. Zielführender wäre eine Änderung des Waffengesetzes: Die Waffe, die Munition und das Waffenschloss müssen an getrennten Orten untergebracht werden — die einen Teile privat, die anderen in gut gesicherten Räumen im Schießverein. Das schützte deutlich besser vor illegalem Zugriff.

Natürlich ist die übergroße Mehrzahl der Sportschützen friedliebend. Doch eine Gesellschaft hat das Anrecht darauf, dass tödliche Waffen verlässlich unter Verschluss gehalten werden. Das ist nicht immer der Fall.