Meinung Einheit als Ansporn
Die endgültige Teilung — das ist unser Auftrag“, formuliert das Satiremagazin „Titanic“ seit dem Mauerfall als seine Aufgabe. Und jenseits aller staatstragenden Bekenntnisse zur Einheit, die wir heute wieder hören werden: Wer hätte in geselliger Runde nicht schon mal wahlweise gescherzt oder geschimpft über die da im Osten, die doch am besten hinter der Mauer geblieben wären?
Die endgültige Teilung — das ist unser Auftrag“, formuliert das Satiremagazin „Titanic“ seit dem Mauerfall als seine Aufgabe. Und jenseits aller staatstragenden Bekenntnisse zur Einheit, die wir heute wieder hören werden: Wer hätte in geselliger Runde nicht schon mal wahlweise gescherzt oder geschimpft über die da im Osten, die doch am besten hinter der Mauer geblieben wären?
In der Nacht zum Sonntag gingen in Dresden, wo am Montag die Einheit gefeiert wird, drei Polizeiautos in Flammen auf. Am Sonntag dann haben Pegida-Anhänger den Dresdener Bürgermeister angepöbelt, als dieser mehrere Vertreter islamischer Gemeinden zum Neujahrsfest im Rathaus empfing.
Unter den Gästen war auch der Imam der Moschee, vor der vor Wochenfrist eine Bombe explodierte. Sind die Dresdner eigentlich noch ganz bei Trost — wo ihre Stadt 27 Jahre nach der Wende doch wieder so schön erstrahlt, als hätte es den zerstörerischen Krieg und den Grau-Schleier der SED-Diktatur nie gegeben?
Unser liebstes Argument im Westen gegen den Ausländerhass im Osten ist, dass es dort doch kaum Ausländer gibt und die Menschen sie daher weder kennen noch beurteilen können. Schon irgendwie lustig, wie man das Argument auch gegen uns selbst wenden könnte: Wie viele Ostdeutsche kennen wir eigentlich? Aus wie viel persönlicher Erfahrung nährt sich unsere Kompetenz zur Bewertung der Entwicklung in Ostdeutschland?
Nein, Demokratiefeinde, Rassisten und Hassprediger brauchen wir weder im Osten noch im Westen. Aber die Einheit brauchen wir dringlicher als je zuvor. Nicht nur als Geschenk der Geschichte. Sondern auch als Ansporn in einer Gegenwart, in der auf gemeinsame Probleme gerade mal vielerorts am liebsten mit der Wahnidee der Absonderung reagiert wird.
Mit Zonen-Gaby, die ihre geschälte Gurke für eine Banane hält, hat die „Titanic“ nach der Wende eine witzige Ikone unserer Vorurteile geschaffen. Weniger witzig ist, dass wir heute manchmal noch nicht viel weiter scheinen.