Feuerwehreinsatz ohne Alternative
Die US-Notenbank senkt den Leitzins dramatisch.
Die letzten Zweifel darüber, dass es sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine "historische" globale Wirtschaftskrise handelt, hat US-Notenbankchef Ben Bernanke nun aus der Welt geschaffen. Denn zu keinem Zeitpunkt seit ihrer Gründung vor 95Jahren hatte die Zentralbank in Washington den Leitzins so weit heruntergeschraubt wie jetzt.
Doch damit nicht genug. Die Währungshüter beackern mittlerweile auch Felder, die früher die ausschließliche Domäne privater Investoren waren. Sie entlasten Banken, die sich am Häusermarkt übernommen haben und auf faulen Hypothekenanleihen sitzen.
Zudem betätigt sich die Notenbank in zunehmendem Maße als direkter Geldgeber für angeschlagene Finanzinstitute, die Bares brauchen, um sich über Wasser zu halten. Und sie trägt zur Teilverstaatlichung führender Privatbanken bei und gibt damit den Kapitalismus nach amerikanischem Vorbild der Lächerlichkeit preis.
Fast täglich lässt sich Bernanke neue Maßnahmen einfallen, um den Kreditmärkten Leben einzuhauchen und damit die weltgrößte Volkswirtschaft wieder auf Trab zu bringen.
Ganz ungefährlich ist der massive Feuerwehreinsatz aber nicht. Schließlich könnte die Notenbank irgendwann ihr Pulver verschossen haben. Was geschieht, wenn die Märkte dann nach wie vor eingefroren sind und die Konjunktur noch tiefer einbricht?
Dieses kalkulierte Risiko musste in Kauf genommen werden. Denn zu Recht warnen Experten vor der akuten Gefahr einer weltweiten Deflation. Zeitgleich mit dem Rückgang der Wirtschaftsleistung fallen nämlich auch die Preise. Für Verbraucher, die weniger für Sprit und Lebensmittel ausgeben müssen, mag das angenehm sein.
Wenn aber ihre Vermögen weiter an Wert verlieren, von Aktiendepots bis hin zu privaten Immobilien, dann dreht sich die Abwärtsspirale weiter. Haushalte, Unternehmen und vor allem Banken bleiben auf ihrem Geld sitzen, und die Wirtschaft erstarrt.
Um dieses Horrorszenario abzuwenden, waren drastische Maßnahmen unverzichtbar. Eine Garantie enthält der historische Schritt seitens der Notenbank nicht. Doch gibt er Anlass zur Hoffnung, dass Schlimmeres vermieden werden kann und vielleicht im nächsten Jahr Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.