Der VRR braucht einen Neuanfang

Das Tarifsystem wird dem Ballungsraum nicht mehr gerecht.

Der VRR ließ vor Bekanntgabe seiner Preiserhöhung via "Bild" warme Worte streuen: Die Steigerung falle 2009 geringer aus, weil der Energiepreisdruck nachgelassen habe.

Dabei handelt es sich um den Versuch, eine skandalöse Entwicklung schönzureden. In diesem Jahr stiegen die Tarife um 5,5Prozent, im nächsten Jahr erneut um 3,4 Prozent. Damit wird nicht nur die Schmerzgrenze für die Menschen endgültig überschritten; die Kostenexplosion ist in Kombination mit einer unsinnigen Tarifstruktur längst auch zum Standortproblem geworden.

Denn der VRR ist nicht irgendein Verkehrsunternehmen. Er ist der Verbund, der die Aufgabe hat, die größte Metropolregion Deutschlands intelligent zu vernetzen. Rhein-Ruhr ist eine multipolare Mega-Stadt, die im Wettbewerb mit anderen Großräumen eine gravierende Schwäche aufweist: das tief verankerte Kirchturmdenken in den Kommunen.

Statt jedoch diesen fragilen urbanen Verbund wenigstens durch ein effektives Verkehrsnetz zu einen, sorgt das ungerechte Tarifsystem des VRR für zusätzliche Spaltungen. Beispiel: Wer mit der S-Bahn vom Neusser Hauptbahnhof zum Düsseldorfer Medienhafen pendelt, überwindet nur fünf Kilometer Luftlinie.

Für die kurze Fahrt jedoch muss er ein Ticket der StufeB kaufen - macht nach der Preiserhöhung für die Hin- und Rückfahrt absurde neun Euro. Das schreckt ab, verhindert Mobilität und führt dazu, dass die Staus auf den Straßen noch länger werden.

Zum Vergleich: Wer in Potsdam wohnt und von dort mit der S-Bahn zum 30 Kilometer entfernten Berliner Alex pendelt, zahlt für die Hin- und Rückfahrt 5,60 Euro. Nur 1,40 Euro mehr als derjenige, der lediglich eine Strecke innerhalb Berlins zurücklegt. Anders als das VRR-System funktioniert das Berliner Verkehrsnetz, weil es auf drastische Preis-Stufen verzichtet und so die Kommunen im Speckgürtel der Stadt fest umklammert.

Niemand möge das Mobilitätsdesaster des VRR mit Verweis auf klamme Kassen rechtfertigen. Unstrittig ist zwar, dass die Politik den Nahverkehr der wichtigsten deutschen Metropolregion in die Krise gespart hat und nun handeln muss. Aber unstrittig ist auch, dass das gesamte VRR-Tarifsystem einen Neuanfang braucht.