Unverkrampft und ohne Nationalismus
Seit Hitler tun wir Deutsche uns mit unserer nationalen Identität schwer. Auch wenn die Nazizeit vor mehr als 60 Jahren zu Ende ging, ist es weiter angebracht, dass wir sensibel auf die richtige Darstellung unseres Landes achten.
Angetrunkene Fußballfans, die im Ausland die Nationalhymne grölen, will niemand. Andererseits hat gerade die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland eine positive Wende gebracht: Wir stellten uns damals nicht nur heiter und sympathisch dar, sondern schafften es auch, uns unverkrampft darzustellen. Flatternde Deutschlandwimpel an Millionen von Autos waren höchstens in Sachen Verkehrssicherheit ein Problem.
Die gleiche Unverkrampftheit sollten wir jetzt zeigen. Wenn es der Beschluss des CDU-Parteitages bis ins Grundgesetz schafft, dann ist das kein erstarkter Nationalismus. Wir würden lediglich das nachvollziehen, was die Mehrheit der EU-Staaten auch tut. Teilweise verlangen die anderen sogar mehr. So schreibt Spanien, wo es ja mehrere Amtssprachen gibt, in sein Grundgesetz nicht nur, dass Kastilisch die offizielle Staatssprache ist, sondern dass alle Spanier verpflichtet sind, Kastilisch zu kennen.
Wobei es durchaus bemerkenswert ist, dass die CDU-Delegierten beim Sprach-Thema knallhart ihrer Parteiführung die Gefolgschaft verweigerten, zumal sie zuvor bei Existenziellerem brav und sicherlich oft grummelnd auf Linie blieben. Das zeigt, dass die Zukunft der deutschen Sprache die Basis sehr beschäftigt. Was nicht nur für die CDU, sondern für die gesamte Bevölkerung gilt. Dabei spielt sicherlich die Verunsicherung vieler Einheimischer eine Rolle, die in Großstädten Parallelwelten erleben und sich sprachlich wie eine Minderheit im eigenen Lande vorkommen.
Es ist zwar nachzuvollziehen, wenn etwa die türkische Gemeinde Angst hat, durch eine gesetzliche Verankerung der deutschen Sprache ausgegrenzt zu werden. Doch das ist unbegründet. Deutschland würde deshalb nicht plötzlich ein national-chauvinistischer Staat. Ausgrenzung - und diese Bemerkung muss erlaubt sein - kann man auch dadurch begegnen, dass man die Integration in das neue Land aktiv betreibt. Belebende Impulse aus der alten Heimat können deshalb ja dennoch einfließen.