Autobranche kämpft ums Überleben
Staaten legen milliardebschwere Hilfsprogramme auf.
Düsseldorf. Dass die weltweite Finanzkrise die Autobranche so schnell mit in den Strudel reißt, hat vor Monaten niemand erwartet. Das Beben, das die am US-Immobilienmarkt geplatzte Blase in der Realwirtschaft verursacht hat, war ebenfalls nicht vorhersehbar. Der Domino-Effekt jedoch, der bei den Autobauern begann und nun auch Zulieferer, Stahlindustrie und demnächst Dienstleister umwirft, war programmiert.
Seit Jahrzehnten haben VW, Daimler und Co. eigene Warenlager abgeschafft und auf termingenau verkehrende Lastwagen verlagert (Just-in-Time-Fertigung). Fällt wegen Kurzarbeit oder Zwangsferien die Abnahme aus, bekommen die Zulieferer innerhalb von Tagen Probleme.
Auch die Stahlindustrie bleibt auf ihren Autoblechen sitzen und muss ebenfalls ihre Produktion drosseln. Thyssen-Krupp geht demnächst in die Kurzarbeit, andere Stahlhersteller entlassen bereits. Der Düsseldorfer Dax-Konzern ist zu einem Viertel von der Auto-Industrie abhängig.
Viele Zulieferer haben noch weitere Probleme - zum Teil hausgemacht, zum Teil vom Markt diktiert. Spätestens seit der Zeit des legendären VW-Sparkommissars Lopez feilschen die Hersteller beim Einkauf von Bremsen, Scheinwerfern und Bauteilen um jeden Cent.
Wer als Zulieferer nicht mitspielt, wird von der Lieferantenliste gestrichen. Auch das hat dazu geführt, dass die Zulieferer in schlechteren Autoabsatzzeiten finanziell auf wackligen Beinen stehen.
Den Todesstoß haben ihnen aber die Heuschrecken versetzt, die über diese Mittelständler hergefallen sind. Einige von ihnen wurden mehrfach gekauft und verkauft. Und jedesmal war mit den angeblichen Sanierungen ein Stück Eigenkapital weg. Jetzt ist diese Decke so dünn, dass die Autozulieferer ums Überleben kämpfen müssen.
Bei diesem Kampf darf der Staat - anders als bei den Autobauern - die Zulieferer nicht alleine lassen. Die Betriebe sind operativ meist gesund. Wegen aufgebürdeter Schulden haben sie aber oft keinen Kredit mehr, jedenfalls nicht bei unseren derzeit sehr argwöhnischen Banken. Mit Bürgschaften ließe sich die vorübergehende Geldnot beseitigen. Allerdings: Überkapazitäten müssen auch bei Zulieferern - wie bei den Autoherstellern - vom Markt verschwinden.