Hauptschulen: Schmerzhaft, aber nachvollziehbar

Die Abkehr der CDU von der Hauptschule und die Folgen

Die Hauptschullehrer fühlen sich von der CDU im Stich gelassen. Das kann man nachvollziehen: Bis zum vergangenen Mai war es erklärte Politik der damaligen schwarz-gelben Landesregierung unter der allerdings unglücklich agierenden Schulministerin Barbara Sommer, die Hauptschulen zu stärken. Mehr Lehrer, eine bessere Ausstattung, der Ausbau der Ganztagsbetreuung — das alles sollte die Hauptschule als Basisschule stärken.

Nun kehrt die CDU ihrem langjährigen Favoriten den Rücken, im neuen Schulkonzept ist die Hauptschule nur noch eine Schulform unter vielen und genießt im Gegensatz zu Realschulen und Gymnasien bei den Christdemokraten keinen Bestandsschutz mehr. Das ist hart für die vielen engagierten Lehrer und Schulleiter. In Kürze laufen die Anmeldungen für das kommende Schuljahr — der CDU-Vorstoß wirkt da wie ein Nackenschlag.

Aber für den CDU-Schwenk gibt es Gründe. Schon seit Jahren fordert der Verband Bildung und Erziehung (VBE), also die größte Vertretung der Haupt- und Realschullehrer, eine Abkehr von dem alten gegliederten Schulsystem. Längeres gemeinsames Lernen, kein frühes Aussortieren — das ist für den VBE das Gebot der Stunde. Ausdrücklich begrüßt der eigentlich eher konservative Verband das Modell der Gemeinschaftsschule, das Rot-Grün in NRW einführt.

Jenseits der Verbandsmeinung ist es aber vor allem der Elternwille, der gegen eine große Zukunft für die Hauptschulen spricht. Die Anmeldezahlen gehen dramatisch zurück, alleine in Gelsenkirchen müssen im kommenden Jahr fünf Hauptschulen schließen, weil es nicht mehr genügend Schüler für sie gibt. Und wie in Gelsenkirchen ist es vielerorts. Ein Hauptschulabschluss war früher die Eintrittskarte ins Berufsleben und ermöglichte eine Lehre. Diese Zeiten sind leider lange vorbei.

Jede Zeit muss ihre Antworten auf die bildungspolitischen Herausforderungen finden, daher sind Reformen immer wieder notwendig. Doch auch die neue Landesregierung darf eines nicht außer acht lassen: Es gibt eine Gruppe von Kindern, die eher praktisch und nicht unbedingt theoretisch begabt ist. Sie benötigt besondere Förderung. Und sie darf vor allem nicht im System untergehen.