Hochwasserhilfe: Wer wenig spendet, ist nicht hartherzig

Beim Umgang mit dem Hochwasser hat sich vieles gewandelt

Die Spenden für die Hochwasseropfer sind gemessen an der sogenannten Jahrhundertflut 2002 bislang extrem niedrig. Sind wir hartherzig geworden? Sind wir abgestumpfte Egozentriker? Haben wir uns zu sehr daran gewöhnt, dass der Staat alles regelt? Wahrscheinlich versteckt sich in jeder dieser Fragen bereits ein Stückchen Antwort. Doch abgesehen davon, dass auch in nächster Zeit noch Überweisungen getätigt werden, hat das Hochwasser des Jahres 2013 bereits jetzt gezeigt: Die Hilfsbereitschaft ist nicht verebbt — sie äußert sich nur anders.

So intensiv wie noch nie zuvor boten Menschen ihre persönliche Hilfe an. Nachbarn hielten zusammen, ganze Dörfer unterstützten sich gegenseitig, auch aus NRW reisten Hunderte an die Elbe. Vor allem zeigten junge Leute dank der sozialen Netzwerke, dass sie sich nicht nur zur albernen Facebook-Party verabreden können, sondern auch zum Sandsackschleppen. Das war beeindruckend. Und wenn im Überschwang organisatorisch etwas daneben ging oder zu viele Hilfswillige gleichzeitig vor Ort waren, ist das nicht schlimm.

Besonders bei den Spontan-Helfern wird es in den nächsten Tagen interessant sein, ihr weiteres Verhalten zu beobachten. Wenn die Wassermassen weg sind, die TV-Sondersendungen entfallen und die Berichte in den Zeitungen rarer werden, bleibt die Verwüstung. Wer dann, wenn der emotionale Kick fehlt, noch die Ärmel hochkrempelt, der ist der wahre Held.

Doch ohne öffentliche Hilfe wird es nicht gehen. Die acht Milliarden Euro, auf die sich Bund und Länder am Donnerstag verständigten, werden bitter nötig sein. Vor allem für jene Geschädigten ohne Versicherungsschutz, weil ihr Grundstück so gefährdet ist, dass ihnen kein Unternehmen eine Police gibt. Diese Rechtslage zu verbessern — ohne eine weitere Zwangsabgabe einzuführen — muss jetzt eine dringliche Aufgabe sein. Leicht zu lösen ist das allerdings nicht.

Eine gute Erfahrung mit dem Hochwasser ist, dass sich Politiker mit allzu werbeträchtigen Besuchen an der „Wasserfront“ spürbar zurückhielten. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück musste sich wegen seines Fernbleibens am Donnerstag sogar aus Bayern von Edmund Stoiber Vorwürfe gefallen lassen. Was sich der CSU-Chef hätte sparen können.