Zulauf bei Salafisten: Auf die Imame kommt es an
Salafisten in NRW bauen ihre Basis rasant aus
Der Salafismus hat in NRW eine erschreckende Anziehungskraft auf junge Muslime entwickelt. Offenbar bietet er Orientierungslosen das Gefühl, einer besonderen Minderheit anzugehören, eine Chance, vom gefühlten Verlierer zum „Helden“ zu werden. Durch den realen Kampf für den Islamismus in Afghanistan, in Pakistan, in Mali und vor allem in Syrien. Zurück kommen Menschen, die nun in der Szene Verehrung erfahren. Das allein ist schon Anreiz für viele, es ihnen gleichzutun. Und damit steigt die Zahl derer, die den islamistischen Krieg gegen den Westen auch in Deutschland fortführen könnten. Diesen Sumpf muss der Staat zum Schutze aller trockenlegen. Allerdings mit den richtigen Mitteln, sonst könnte sich ein falsches Sicherheitsgefühl bilden.
Die Behörden haben zwar viele Werkzeuge gegen den Salafismus, doch deren Wirksamkeit ist zweifelhaft. Den Reisepass zu entziehen ist fast schon ein Zeichen weltfremder Hilflosigkeit. Wer in den Dschihad — den „Heiligen Krieg“ — will, der wird auch ohne das rote Büchlein seinen Weg finden. Und selbst wenn nicht: Die kriegerische Ideologie findet der Betreffende auch hier — auf dem eigenen Computer über das Internet.
Es würde zu kurz greifen, nur auf die Krisengebiete und die ursprüngliche Heimat des Islamismus zu schauen. Insofern tut Innenminister Ralf Jäger gut daran, alle Kräfte im Land zu mobilisieren, um Jugendliche vor den radikalen Menschenfängern zu schützen. Der wichtigste Part kommt dabei wohl den Vertretern des friedliebenden Islams zu. Nur sie können glaubhaft vom Dschihad abraten und falsche Interpretationen des Koran widerlegen. Mit ihrem Engagement stehen und fallen Projekte wie das Hilfsprogramm „Wegweiser“.
Nur wenn es gelingt, die Trennlinien in vielen Köpfen nicht mehr zwischen den Religionen, sondern zwischen friedlich und kriegerisch verlaufen zu lassen, kann der Salafismus ausgebremst werden. Dazu gehört es, den friedlichen Islam als Teil der deutschen Gesellschaft anzuerkennen und Imame und Gemeinden als Partner auf Augenhöhe einzubinden. Nur so kann es gelingen, dass sich Jugendliche nicht mehr zwischen ihrer Kultur, Gesellschaft und Religion verlieren und abdriften.