Tempo: Mehr Kontrollen und Aufklärung
Vierter Blitzmarathon in Nordrhein-Westfalen
Heute sind alle Autofahrer Musterschüler, vorbildlicher als in der Fahrprüfung — statt fünf km/h zu viel fahren sie lieber fünf oder auch zehn zu wenig, man weiß ja nie. . . Die vierte Auflage des Blitzmarathons in Nordrhein-Westfalen wird wieder wenige Menschen überraschen, haben doch Ministerium und Medien ausführlich darauf hingewiesen, wo geblitzt wird. Am Dienstag dürfte eigentlich niemand zu schnell fahren. Deshalb greift auch der häufig geäußerte Abzocke-Vorwurf nicht.
Ein Gewinner der Blitzmarathons ist in jedem Fall NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), kann er die Aktion doch als „Exportschlager für Nordrhein-Westfalen“ verbuchen. Im Oktober soll es einen bundesweiten Blitzmarathon geben.
Aber hat so eine Aktion, bei der Schleichtempo auf den Straßen angesagt ist, denn überhaupt einen Sinn? Natürlich wird das Bewusstsein auf das Thema zu hohe Geschwindigkeit gelenkt, aber eben nur punktuell. Morgen werden viele Menschen wieder schneller fahren. Viel wichtiger sind deshalb permanente Maßnahmen, täglich verstärkte Kontrollen, die nicht so werbewirksam aber effizient sind. Denn wird mehr kontrolliert, werden auch mehr Raser erwischt. Und — so traurig es ist — erst ein Bußgeld, ein Punkt in Flensburg oder gar ein drohendes Fahrverbot regen den ein oder anderen tatsächlich an, über die eigene Fahrweise nachzudenken. Mehr feste Blitzer und mehr Kontrollen könnten also helfen, um die Zahl der Temposünder zu reduzieren — und zwar nachhaltig. Der tägliche Blick auf den Starenkasten ruft das Thema Tempolimit sicher ins Gedächtnis.
Bestrafen alleine kann aber nicht die Lösung sein. Autofahrer sollten schon beim Erwerb des Führerscheins auf die Gefahren, die durch ein zu hohes Tempo entstehen, hingewiesen werden. Experten schlagen Seminare, Vorträge, aber auch Schockvideos vor. Die meisten Autofahrer wissen nicht, welchen Unterschied wenige km/h bei einem Aufprall machen. Zudem fühlen sich viele in den immer besser und moderner ausgestatteten Autos zu sicher.
Aufklärung ist gefordert: in Schulen, Fahrschulen und in Weiterbildungskursen. Nur so kann das Verhalten aller Verkehrsteilnehmer nachhaltig verändert werden.