Meinung Kriminalitätsentwicklung - Noch reichlich Hausaufgaben

Viel besser hätten die Zahlen, die Herbert Reul (CDU) am Mittwoch für das vergangene Jahr präsentierte, nicht sein können. Dabei macht der Minister bei der Vorstellung der Kriminalitätsentwicklung kaum etwas falsch.

Weder klopft er sich zu sehr selbst auf die Schulter, noch muss er den an seinen Vorgänger Ralf Jäger (SPD) gerichteten früheren CDU-Vorwurf zu geringer Polizeipräsenz relativieren.

Reul wird die erfolgreichen polizeilichen Kampagnen wie die gegen Wohnungseinbrüche fortsetzen, er weiß aber auch, wie wichtig seine eigene „Null-Toleranz-Strategie“ ist, um den Kampf gegen kriminelle Großfamilien aufzunehmen. Nur wenn Einsatzkräfte und Kriminalisten genau wissen, wie diese Clans funktionieren, können die Ermittler auch operative Maßnahmen entwickeln und die Strukturen zerschlagen. Die Bevölkerung „soll wissen, was in diesem Bereich Sache ist“, sagt Reul. Das ist wohl das Mindeste, zumal die gefühlte Sicherheit bei vielen Menschen eben geringer ist, als es die Polizeistatistik ausgibt.

Der Innenminister spricht davon, wieviel Hausaufgaben noch vor ihm liegen. Jetzt muss er sich an die Arbeit machen.

Schichtdienst, Überstunden und hohe Verantwortung: Polizeibeamte haben einen anstrengenden Beruf. Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert entsprechend mehr Personal und eine bessere technische Ausstattung etwa mit Laptops oder Tablet-Computern in den Einsatzfahrzeugen. Wenn der Innenminister mehr erreichen will, muss er für diese materielle und personelle Ausstattung jetzt sorgen, um auch auf lange Sicht gute Zahlen vorlegen zu können.

Im Bereich der Cyberkriminalität lässt die Statistik allerdings noch viele Fragen offen. Die Statistiker haben zwar einen leichten Anstieg verzeichnet, doch kriminologisch gebe es keine validen Zahlen, da die Dunkelziffer um ein Vielfaches höher liegen dürfte. Auch hier muss Reul nachbessern, wenn er seine Hausaufgaben erledigen will.