Meinung Ob billiges Hemd oder Busticket — irgendwer zahlt

Wenn wir als Kunden Geld sparen, bezahlt in der Regel ein anderer. Fahren wir in ein superbilliges Urlaubshotel, so machen das oftmals die Angestellten vor Ort mit Tiefstlöhnen möglich. Kaufen wir ein Hemd zum Spottpreis, sind es die Näherinnen am anderen Ende der Welt, die dafür bezahlen.

Ein Kommentar von Peter Kurz.

Beim Fleisch zum Discountpreis sind es die alles andere als artgerecht gehaltenen Tiere. Und beim Ticket für den Fernbus, der uns für acht Euro von Hamburg nach Berlin bringt?

Da dürfte es zunächst mal der Busfahrer sein, der die Zeche mit langen Arbeitszeiten bei knapp bemessenem Lohn bezahlt. Die Branche, in der der Wettbewerb längst dafür gesorgt hat, dass ein Anbieter nach dem anderen auf der Strecke blieb, arbeitet nach außen hin mit populären Markennamen. Die Arbeit erledigen indes Subunternehmen, die durch beinharten Wettbewerb untereinander um Aufträge kämpfen und von den Niedrigpreisen ihr Personal bezahlen müssen. Personal, das eigentlich besonders ausgeruht sein müsste — schließlich vertrauen viele ihm täglich ihr Leben an.

Und da sind wir wieder bei dem Thema, wer für den Billigpreis bezahlt. Neben dem Fernbusfahrer ist es auch der Sparfuchs selbst — wenn er sich einem womöglich übermüdeten Fahrer anvertraut. Die Überschreitung der täglichen Lenk- und Arbeitszeiten, die jetzt vom NRW-Arbeitsministerium in großflächigen Kontrollen festgestellt wurden, scheinen bei einigen Unternehmen ganz alltäglicher Wahnsinn zu sein.

Dabei muss man nicht mal nur auf die illegalen Grenzüberschreitungen blicken. Schon das erlaubte Fahren von viereinhalb Stunden am Stück vor Einlegen einer Pause dürfte bei dem dichten Verkehr auf unseren Autobahnen manch einen an seine Konzentrationsgrenze bringen. Einen, der für das Leben von 50 Menschen hinter ihm die Verantwortung trägt.

Als vorgestern die vorerst letzte Riesenhochzeit auf dem Fernbusmarkt verkündet wurde, gab es die immer wieder geäußerte Befürchtung, dass nun wegen des weiter eingeschränkten Wettbewerbs die Preise steigen könnten. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Ein höherer Preis für ausgeschlafenes Fahrpersonal sollte jedem Passagier etwas wert sein. Wenn schon nicht aus Fairnessgründen gegenüber dem Busfahrer, der wahrlich einen harten Job verrichtet, dann doch jedenfalls im Interesse der eigenen körperlichen Unversehrtheit.