Rhein-Ruhr-Express kommt — endlich
kommentar Siemens liefert Züge für verbesserten Regionalverkehr
NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement war 1999 Feuer und Flamme. Mit mehr als 400 Stundenkilometern schwebte er im Transrapid auf einer Teststrecke durchs flache Emsland. Und in seiner Euphorie hatte der SPD-Politiker damals eine aus heutiger Sicht fatale Idee.
Unter dem Namen Metrorapid sollte die Magnetschwebebahn als Nahverkehrsmittel zwischen Dortmund und Köln Pendler befördern. Nach quälenden Diskussionen wurde das Ganze 2003 von Clement-Nachfolger Peer Steinbrück beerdigt. Es scheiterte an viel zu hohen Kosten. Es scheiterte aber auch an der unsinnigen Idee, eine Technik, die auf große Strecken und hohe Geschwindigkeiten abzielt, im Nahverkehr einsetzen zu wollen.
Es sind nicht zuletzt solche angeblichen Leuchtturm-Projekte, die den Schienenverkehr im bevölkerungsreichsten Bundesland seit vielen Jahren behindern. Täglich bewegen sich Hundertausende Reisende und Pendler in NRW. Aber ein gut abgestimmtes Konzept gibt es im Regional- und Nahverkehr nicht. Wer von Köln nach Dortmund will, findet nur wenige Direktverbindungen.
Das Angebot basiert auf Einzellinien im Stundenrhythmus, die untereinander nicht vertaktet sind. Alles spricht dafür, dass sich das mit dem Rhein-Ruhr-Express (RRX) ändern wird. Denn das Konzept stimmt. Nur: bis alle Linien wie geplant auf der Schiene sind, vergehen noch einmal zehn bis 15 Jahre. Dieses Projekt wäre deutlich früher möglich und nötig gewesen.
Dass Siemens den Zuschlag für Bau und Wartung der RRX-Züge erhalten hat, löst in Krefeld mit Recht Jubel aus. Denn das Werk in Uerdingen gilt zwar als das weltweit modernste zur Fertigung von Schienenfahrzeugen. Aber der Münchner Konzern erwägt trotzdem, sich von den Zugbauern zu trennen, weil sie nicht genügend Profit erwirtschaften.
Mit dem Erfolg bei der Ausschreibung haben die Krefelder bewiesen, dass sie konkurrenzfähige Angebote machen können. Jetzt kommt es darauf an, sehr gute Züge zu bauen. Denn die Gewährleistungsfrist endet nicht wie üblich nach drei Jahren. Siemens garantiert diesmal 30 Jahre lang, dass die Fahrzeuge rollen. Dabei lässt sich nur dann Geld verdienen, wenn die Qualität erstklassig ist.