Schul-Alltag hinkt der Realität hinterher
Tablet statt Tintenfüller: Lernen im digitalen Zeitalter
Tablet-Computer können Zeitfresser sein. Sie verführen dazu, ständig „nur mal schnell“ etwas bei Google nachzulesen, in sozialen Netzwerken nach Neuigkeiten zu suchen oder „nur mal eben“ die Spiele-App zu öffnen, mit der man dann doch wieder eine Viertelstunde verschwendet.
Aber ist das alles Grund genug, auf den digitalen Unterricht per Tablet zu verzichten? Keineswegs: Der Tablet-Unterricht bietet enorme Chancen. Er kann Schülern dabei helfen, sich Lerninhalte auf völlig neue, interaktive Weise zu erschließen, statt nur klassischerweise dem Frontalunterricht zu folgen. Er kann auch dazu beitragen, dass es künftigen Generationen leichter fällt, die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten digitaler Technik für ihre Zwecke zu ordnen und zielgerichtet einzusetzen.
Kritiker warnen davor, dass Tablet-Unterricht von den eigentlichen Lehrinhalten ablenkt. Sie fürchten, dass Schüler verlernen, mit Stift und Papier umzugehen. Was diese Kritiker übersehen: Für die Kinder von heute stellen sich diese Fragen gar nicht mehr. Sie trennen weit weniger zwischen digitaler und restlicher Welt als jene, die vor dem Computer-Zeitalter geboren wurden. Denn inzwischen werden Kinder und Jugendliche zwangsläufig mit den interaktiven Angeboten von Smartphones, Laptops und Tablets groß. Manch einem von ihnen dürfte eine Tastatur längst vertrauter sein als Tintenfüller und Löschpapier.
Umso wichtiger ist es, dass der Schul-Alltag dieser Realität nicht hinterherhinkt. Es sollte selbstverständliche Aufgabe des Lehrbetriebs sein, Kindern die inzwischen nötige mediale Kompetenz an die Hand zu geben. Stattdessen wurde der digitale Unterricht an deutschen Schulen bislang gründlich verschlafen. Bis heute basieren Pilot-Projekte in erster Linie auf dem Engagement einzelner Lehrerkollegien — wie jetzt auch am Monheimer Gymnasium. Hier wäre ein landesweites Engagement sinnvoll.
Nicht zuletzt, um das Lehrpersonal an diese neue Art des Unterrichts heranzuführen. Sonst müssen die Schüler am Ende noch ihren Lehrern beibringen, was eine Cloud ist und wie man eine App herunterlädt.