Schleswig-Holstein: Die schwarz-roten Signale stehen auf Zank
Als die große Welle aus Kiel in Berlin ankam, war sie bereits auf Rinnsal-Größe geschrumpft. Pflichtschuldig und einigermaßen unentschieden klangen die einschlägigen Kommentare aus den Parteizentralen zu dem Zerwürfnis zweier ungleicher Männer, das nur FDP-Chef Guido Westerwelle zu einem "bundespolitischen Fanal" stilisieren wollte.
Völlig übertrieben.
Auf der Zwangsehe zwischen CDU und SPD im Land zwischen den Meeren lag von Beginn an kein Segen. Die von tiefer persönlicher Antipathie geprägte Unversöhnlichkeit, mit der sich Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) und sein Koalitionsfeind Ralf Stegner (SPD) zuletzt auch öffentlich begegneten, hat die Zerrüttung nur beschleunigt.
Ein unabweisbarer Grund für Neuwahlen acht Monate vor dem eigentlichen Termin ist es gleichwohl nicht, wenn zwei erwachsene Menschen ihr Ego nicht hinter die Sache stellen können. Auch so entsteht Politikerverdrossenheit.
Carstensens Manöver, schon mehrfach von ihm selbst ins Gespräch gebracht, kommt etwas spät, als dass es Kanzlerin Merkel wirklich gelegen käme. Sie will ohne großes Trara bis zum Wahltag "gut regieren" mit der SPD. Danach nicht mehr. Nun stehen die Signale auf Zank.
Carstensens Bauchentscheidung riecht nach Küstennebel. Sicher, die SPD liegt im Bund am Umfrage-Boden. Ein Doppel-Wahlgang am 27. September könnte die Sozialdemokraten ganz ins Watt spülen. Dann wäre der Weg frei für Schwarz-Gelb.
Warum aber gerade Peter Harry Carstensen das herbeisehnt, nährt Zweifel an seiner Befähigung. Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef im Landtag, stünde Ralf Stegner in nichts nach. Er würde den heimattümelnden Landesvater, der als Regierungschef und Krisenmanager versagt, am Nasenring durch die politische Manege führen. Zur Erinnerung: Bei den Liberalen hatten sie für Carstensen im letzten Wahlkampf 2005 einen Spitznamen, der keine Frage offen lässt: "Mein dicker peinlicher Verlobter".
Was nun folgt, ist ein Gewürge um den rechten Weg zu Neuwahlen. Es könnte noch mehr Wähler im Norden zur Abstinenz verleiten. Die Kommunalwahlen im Mai endeten für CDU und SPD gleichermaßen im Fiasko. Alles schon vergessen?