Terror macht uns zu Geiseln der Angst

Da ist sie wieder, die Angst vor dem islamistischen Terror. Ein einziger Anschlagsversuch auf ein volles Passagierflugzeug reicht, um nicht nur die Menschen in den Vereinigten Staaten, sondern auch uns zu verunsichern.

Die offensichtlichen Lücken im Sicherheitssystem sind erschreckend genug. Immerhin ist es dem jungen Nigerianer gelungen, mit seinem Sprengstoff am Körper die Sicherheitsschleusen gleich an zwei internationalen Flughäfen zu überwinden. Warum die amerikanischen Behörden dem Mann ein Einreisevisum ausgestellt haben, während die Briten ihm aufgrund seiner extremistischen Gesinnung jede Einreise verweigert haben, gehört ebenfalls zu den Ungereimtheiten dieses Falles, der minutiös aufgeklärt werden muss.

Genaue Untersuchungen schließen zugleich vorschnelle Antworten aus. Unklar ist immer noch, ob hinter dem Anschlag tatsächlich ein gezielter Plan des Terrornetzwerkes El Kaida steckt oder ob sich der Attentäter im Jemen "nur" technologische Unterstützung geholt hat. War der Sprengstoff bzw. seine Menge wirklich geeignet, ein Flugzeug zum Absturz zu bringen, oder hätte er "nur" die Maschine in Brand stecken können? Der glückliche Ausgang des Fluges hat immerhin gezeigt, dass das an Bord vereitelt werden kann.

Eine absolute Sicherheit wird es aber auch nach Auswertung aktueller Lücken im System nicht geben. Aktionistische Vorkehrungen wie ein Aufstehverbot für die Passagiere eine Stunde vor der Landung sollten auf Dauer jedenfalls keinen Bestand haben. Wir werden auch künftig nicht umhin kommen, mögliche Verbesserungen unserer Sicherheitsstandards ins Verhältnis zu den dadurch verursachten Unannehmlichkeiten und der Einschränkung unserer Beweglichkeit, ja unserer Freiheitsrechte schlechthin zu setzen.

Dazu bedarf es auch eines nüchternen Blicks auf die Risiken des Terrors. Die Wahrscheinlichkeit, ihm im Flugzeug, in der Bahn oder in einem Stadion zum Opfer zu fallen, ist zum Glück um ein Vielfaches geringer als die Todesgefahr, wenn wir ins Auto oder auf die Leiter steigen. Das klingt vielleicht verharmlosend, ist aber elementar, wenn wir uns von den Terroristen nicht unserer Lebensqualität berauben lassen wollen, die nicht auf Angst gedeihen kann.