Meinung Uli Hoeneß - Umgeben von Schleimern

Uli Hoeneß war sich sicher. „Das war’s noch nicht“ rief er den Mitgliedern des FC Bayern München vor zweieinhalb Jahren vor seinem Gang hinter Gefängnismauern zu. Natürlich hält Hoeneß, der nur außerhalb Bayerns als gestrauchelter Vereinspatriarch gilt, Wort.

Foto: Sergej Lepke

Seine Rückkehr auf den Präsidentenstuhl — und nichts anderes heißt seine Ankündigung zur Kandidatur ohne Gegenkandidaten — ist von langer Hand geplant. Von ihm selbst, von Platzhalter Karl Hopfner, vom Verein und von dessen Machtclique.

Die Rückkehr vollendet die Zeit eines merkwürdigen ethischen Verständnisses in diesem Verein. Ein Verständnis von Verharmlosung des Rechtsbruchs, das an der Säbener Straße über die Zeit der Hoeneß-Haft am Leben gehalten wurde — und die Rückkehr des Wurstfabrikanten nun erst möglich macht. Hoeneß selbst hatte den Urteilsspruch des Richters seinerzeit zwar hingenommen, aber nie wirklich akzeptiert. Das passte nicht zum überhöhten Selbstbildnis, zum Leben mit Macht und Moneten. Zunehmend ohne persönlichen Kompass hatte er sich eine Umgebung von Schleimern und Profiteuren geschaffen, die stets bei ihm blieben — und nun — folgerichtig — kein Wort erheben. Um es klar zu sagen: Hoeneß Steuerbetrug war von erheblicher Dimension, eine Rückkehr ins Amt auf diesem Niveau ist wohl beispiellos. Demut hätte ihm besser zu Gesicht gestanden, vielleicht als Berater des Clubs. Stattdessen hat Club mit platzierten Nachrichten und Interviews aus der Parallelwelt Fußball über Monate die Rückkehr vorbereitet. Tenor: Unersetzlich, feiner Kerl, gut, dass er wieder da ist.

Gut ist das aber nicht: Nicht nur, weil viele Details der Hoeneßschen Zockerphase mit zwielichtigen Verbindungen etwa zu Adidas nie aufgeklärt worden sind. Auch, weil der immer bärbeißige Hoeneß niemals akzeptiert hätte, dass einer mit seiner Geschichte für ein großes Amt noch infrage kommt. Solche Sünder hatte Hoeneß stets bekämpft. Immer etwas zu selbstgerecht.