Meinung Was der Rückruf der Milch lehrt

Meinung · Bei den fast wöchentlichen Rückrufaktionen ganz verschiedener Produkte ist die undichte Dichtung einer Molkereiproduktionsstätte wahrlich nicht der Skandal schlechthin. Doch mit jedem Rückruf ist für den Konsumenten auch etwas gewonnen.

Die DMK Deutsches Milchkontor GmbH hatte am Freitag Milch zurückgerufen.

Foto: dpa/Martin Schutt

Was dem einen sein Kaffee ist, ist dem anderen seine Milch. Bei den fast wöchentlichen Rückrufaktionen ganz verschiedener Produkte und den in immer größerer Regelmäßigkeit aufgedeckten Lebensmittelskandalen ist die undichte Dichtung einer Molkereiproduktionsstätte wahrlich nicht der Skandal schlechthin. Schlecht geht es einem aber beim Konsum der mit Wasserkeimen verunreinigten Milch. Bei Menschen mit  geschwächtem Immunsystem können die Keime zu größeren Komplikationen führen.

Doch ist dieses Mal der „Skandal“ weit weniger groß als in den anderen Fällen der jüngeren Vergangenheit. Kein Vergleich zu den Opfern der Wilke-Wurst. Dennoch entsteht Schaden. Vor allem ein Vertrauensverlust in die Lebensmittelindustrie. Der Vorteil dieser Industrie ist allein, dass der Konsument meist viel zu schnell vergisst. Unwissenheit und Gleichgültigkeit bei gleichzeitigem Urvertrauen in die Ware, die dort im Supermarkt steht, garantieren Sorglosigkeit.

Ein Kommentar von Fatima Krumm.

Foto: Melanie Zanin/melanue Zanin

Dabei ist mit jedem Rückruf für den Konsumenten auch etwas gewonnen: Dieses Mal etwa die Erkenntnis, wie das Milch-System in Deutschland funktioniert: Die Deutsche Milchkontor (DMK) versorgt als die größte Molkereigenossenschaft der Republik viele große Märkte. So steckt in dem Tetrapack von Netto exakt die gleiche Milch wie in gleich neun anderen Supermärkten. Dort werden zwar Eigenmarken verkauft. Letztlich aber fließt die Milch durch den selben Schlauch – dann in verschiedene Verpackungen.

Die Rückrufaktion der Milch zeigt auch: Wegen eines Produktionsfehlers ist die Molkerei umgehend an die Öffentlichkeit gegangen, hat kommuniziert und alle Händler und Produkte offengelegt. Im Gegensatz zur portionierten Aufklärung im Fall der Wilke-Wurst ist das vorbildlich. Nur mit Transparenz lässt sich das Vertrauen erhalten – oder wenigstens wiederherstellen.