Meinung Wer Helfer ist, entscheidet nicht die Politik
Es ist schon erstaunlich, was eine internationale Staatengemeinschaft in Syrien leisten kann, wenn sie nur will. Israel, Jordanien, die USA, Kanada und europäische Staaten wie Deutschland und Großbritannien haben bei der Rettung von mehr als 400 Weißhelmen und deren Angehörigen offenbar nicht nur an einem Strang gezogen.
Sie haben in der Vorbereitung der einmaligen Rettungsaktion unter Federführung der Vereinten Nationen auch noch dichtgehalten. Über das Ergebnis der Überraschungsaktion kann man sich nur uneingeschränkt freuen — und wer hätte gedacht, in dieser Zeit überhaupt einmal etwas Erfreuliches aus Syrien hören zu können?
422 syrische Zivilisten sind gerettet worden, die selbst tausendfach zu Menschenrettern geworden sind in der Hölle des Bürgerkriegs. Dafür erhielten die Weißhelme 2016 den Alternativen Nobelpreis. Und dafür sind sie seit ihren Anfängen vor sechs Jahren massiv finanziell aus dem Westen unterstützt worden, vor allem aus Großbritannien und den USA. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, der Westen, oder was davon noch übrig geblieben ist, erhofft sich damit und auch mit der israelischen Rettungsaktion auf den Golanhöhen ein Stück Entlastung von dem massiven Versagen, das er in Syrien zu verantworten hat.
Es gibt noch eine andere Sichtweise auf die Weißhelme. In dieser Lesart sind sie keine Retter und uneigennützigen Helfer, sondern Propagandahelfer und Terrorunterstützer. So werden sie von Russland bezeichnet. Und so stuft sie das Mörderregime Assad ein. Weswegen ihnen in ihrer ausweglosen Situation ohne die Rettungsaktion der Tod gedroht hätte — wie er den zahllosen anderen Eingeschlossenen, die nicht herausgeholt wurden, weiterhin droht.
Nicht, dass man diese zynische Sichtweise auf die Weißhelme in irgendeiner Weise ernst nehmen müsste. Aber sie zeigt, wie sehr Helfer immer wieder zum Spielball politischer Interessen werden. Derselbe Westen, der die Selbstlosigkeit der Weißhelme und ihre jetzige Rettung bejubelt, denunziert gerade die Seenotretter auf dem Mittelmeer, weil es ihm politisch in den Kram passt. Wer ein Helfer ist, entscheidet aber nicht die Politik. Menschlichkeit definiert sich aus der Tat selbst. Wer Menschen vor dem Tod rettet, mag ansonsten sein, was er will, auch borniert, einseitig, politisch unklug oder sendungsbewusst: Er tut das Richtige.