Zuverdienst für Rentner: Realitätsferne Träumereien
Die Debatte um Zuverdienstmöglichkeiten für Rentner
Es ist wie so häufig in der Politik: Die Faszination über einen zunächst wohlklingenden Vorschlag nimmt bei genauer Prüfung rapide ab. Angesichts der sozialen Situation vieler Frührentner trägt die Lösung, die Zuverdienstmöglichkeiten drastisch zu erhöhen, beinahe geniale Züge. Allzu verlockend die Idee, sich durch Zuarbeit an das zuletzt erworbene Bruttogehalt heranzupirschen. Doch solche vor allen Dingen von den Liberalen initiierten Träumereien scheitern an mannigfaltigen Realitäten. Denn trotz des in seiner Massivität kaum zu begreifenden Wirtschaftsaufschwungs, der die Situation auf dem Beschäftigungsmarkt erheblich entspannt hat: Arbeitsplätze für Frührentner gibt es nicht wie Sand am Meer.
Zwar ist die Haltung der Links-Utopisten illusorisch, nach der in Deutschland jeder mit seiner Rente auch ein vernünftiges Auskommen haben sollte. Zu angespannt ist inzwischen die demografische Entwicklung. Aber die Lösung darf auch beispielsweise nicht in einem Frührentner-Arbeitsmarkt bestehen, der beispielsweise über 60-jährige zur Annahme von Billig-Lohnarbeit zwingt, um ihre karge Frührentnerperspektive zu verbessern.
Es ist auch fraglich, ob das Konzept der Rente mit 67 angesichts der Nebenerwerbsmöglichkeiten seine Wirkung bewahren kann, die ja eine Entspannung der finanziellen Situation in den Rentenkassen ergeben soll. An der Frührentner-Perspektive darf also weiter gefeilt werden.
Das Ziel, dass Ruhegeldempfänger ihre Bezüge verbessern sollen, darf die Politik nicht aus den Augen verlieren. Grundsätzlich kommt ein anderer Aspekt hinzu: 20 Millionen Rentner sind als politischer Faktor bei Wahlen nicht zu unterschätzen. Sie haben klaglos mehrere Null-Runden über sich ergehen lassen. Auch die Ankündigung von einprozentigen Anhebungen dürfte angesichts der sich aufbauenden Inflationsproblematik nicht zur Befriedung der Älteren in der Gesellschaft beitragen. Im Gegenteil: Vieles deutet darauf hin, dass die Altersarmut, die noch vor wenigen Jahren als besiegt galt, in den kommenden Jahrzehnten mit Vehemenz zurückkehrt.
Kurzum: Die Senioren-Klientel hat es nicht verdient, mit unausgegorenen Vorschlägen aus der Koalition konfrontiert zu werden.