Tour von Critical Neuss mit Lichterglanz Critical Neuss trotzte dem Wetter
Neuss · Bei schönem Wetter beteiligen sich um die zwei Dutzend Menschen an den Aktionen von „Critical Neuss“.
Critical Mass, was wörtlich übersetzt „kritische Masse“ bedeutet, ist eine Bewegung, die aus San Francisco auch nach Deutschland übergeschwappt ist. In Neuss nennt man sich gerne „Critical Neuss“. Eine Hierarchie gibt es nicht – jeder, der Lust hat, kann mitmachen. Und am Freitag war es wieder so weit.
Während bei schönem Wetter um die zwei Dutzend überzeugte Radlerinnen und Radler mitmachen, nahmen sich jetzt viele Interessierte kältefrei. Doch ein halbes Dutzend kritische Zeitgenossen gaben vor, nicht zu frieren. Und in einer Zeit, in der alles nach Plan laufen muss, nahmen sie sich eine Freiheit heraus: Niemand wusste, wohin es ging, man fuhr einfach der Nase nach. „Wir wollen Spaß haben“, sagte Heribert Adamsky vom ADFC.
Aber diese Gemeinschaft will noch mehr: Es geht ihr auch darum, deutlich zu machen, dass auch Radfahrer Verkehrsteilnehmer sind, die ernst genommen werden wollen. Was auffiel: Die Radlerinnen und Radler verzichteten ausnahmslos auf „elektrischen Rückenwind“. Und sie hatten ihren Drahtesel weihnachtlich geschmückt, zum Teil sogar sich selbst. Eine Lichterkette auf dem Fahrradhelm oder eine Weihnachtsmann-Mütze gehörten wenige Tage vor dem Fest zur Ausstattung dazu. Christine Kill erklärte ihre Motivation so: „Es macht einfach Spaß, zwei Stunden durch die Nacht zu radeln. Das ist gesund und hält fit.“
Heribert Adamsky weiß, dass es Radfahrer in den USA noch deutlich schwerer haben. In Neuss gebe es viel mehr Radwege als in einer amerikanischen Stadt vergleichbarer Größe. Und er freut sich mit Blick auf die geplanten Neuerungen – unter anderem zur Landesgartenschau – darauf, dass es Radfahrer in der Quirinusstadt mittelfristig noch leichter haben sollen. Er hofft, dass der zweite Bauabschnitt des Radschnellwegs nächstes Jahr fertiggestellt werden kann.
Treffpunkt ist jeden dritten Freitag im Monat gegen 18 Uhr, in der Regel an der Sebastianusstraße vor der Targo-Bank. Dass man sich ausgerechnet dort trifft, ist kein Zufall: Diese Straße ist trotz vieler Proteste von betroffenen Geschäftsleuten zu einer Fahrradstraße umgebaut worden. „Die Sebastianusstraße ist so etwas wie die Einfallstraße für Radfahrer. Unter ihnen seien Hunderte von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schulen.“ Mit ihrer weihnachtlichen Performance möchten sie für das Fahrrad als Verkehrsmittel werben und als Radler sympathisch rüberkommen. Manchmal machen es ihnen die Autofahrer aber schwer, freundlich zu sein. So beklagen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, dass auf Fahrradstraßen wie der Sebastianusstraße und der Drususallee die Autos nicht selten zu schnell unterwegs sind.