Die Kirmeswiesen als Vorlesungssaal

Exkursion: Studenten der Fachhochschule Düsseldorf sammeln auf der Kirmes Praxiserfahrung.

Düsseldorf. Die Maschinenbau-Studenten der Fachhochschule Düsseldorf haben schon manche Exkursion erlebt. In der Studienordnung ist mindestens eine pro Semester vorgeschrieben. Die jüngste Exkursion stellt aber vieles in den Schatten. Sowohl der Exkursionsort als auch der Gastdozent sind ungewöhnlich: Die FH verlegt die Vorlesung auf die Kirmes.

Vor der Achterbahn "Spinning Racer" steht Schausteller Oscar Bruch und referiert über das Fahrgeschäft. Zum dritten Mal sind die Maschinenbauer bei ihm zu Gast. Während fünf Meter über der 15-köpfigen Studentengruppe kreischende Jugendliche vorbeisausen, erklärt Bruch, wie Achterbahnen heutzutage konstruiert werden.

Das macht er gerne, denn eigentlich wollte er eine ähnliche Richtung einschlagen wie die Studenten: "Ich hätte auch lieber Maschinenbau studiert, aber mein Vater hat mir dann erklärt, dass es keine Diplom-Schausteller gibt", erzählt er schmunzelnd. Über die Technik und den Unterhalt von Fahrgeschäften weiß Oscar Bruch sehr genau Bescheid. Kein Wunder. Seit 1848 sind die Bruchs Schaustellerfamilie. Angefangen haben sie mit einem Karussell. Heute betreibt die Familie neben dem "Spinning Racer" noch das Riesenrad "Expo Star" und die "Alpina-Bahn".

Von Bruch lernen die Studenten die neuesten Entwicklungen bei den Fahrgeschäften. So kann eine Umstellung der Lampen auf LED-Technik bis zu 80 Prozent Energie einsparen. Die Studenten sind erstaunt: "Man denkt nicht darüber nach, wie viel Technik in so einer Anlage stecken", sagt Evelina Lehmann.

Neben technischen Details vermittelt Bruch den Studenten auch betriebswirtschaftliche Informationen: "Die Kirmes müsste für uns Schausteller eine Woche länger dauern, sonst rechnen sich die Fahrgeschäfte bald nicht mehr". Ein Wunsch, der mit der eintägigen Kirmes-Verlängerung (WZ berichtete) zumindestens teilweise in Erfüllung geht.

Bernhard Siemon vom Fachbereich Maschinenbau ist begeistert von Bruchs Erklärungen: "Es ist eine Veranstaltung, bei der die Studenten viel Praxiserfahrung mitnehmen können und eine andere Sicht auf die Kirmes bekommen." Natürlich lässt es sich der Professor kür Konstruktionslehre nicht nehmen, im Anschluss an den Vortrag eine Runde mit der Achterbahn zu fahren.

Nach einer Stunde endet die ungewöhnliche Vorlesung mit einer Fahrt auf Bruchs Riesenrad. Den Studenten hat die Exkursion nicht nur wegen der Fahrten gefallen: "Es ist einfach interessant, hinter die Kulissen zu blicken und etwas über die Logistik und Technik eines Fahrgeschäfts zu erfahren", sagt Martin Schlösser.