30-Jährige aus Düsseldorf Catherine Chevalier arbeitet als Mütterpflegerin – „Ich bemuttere die Mütter“

Düsseldorf · Vielen fehlt direkt nach der Geburt Unterstützung. Diese Erfahrung hat auch Catherine Chevalier gemacht. Durch ihren Beruf versucht sie, diese Lücke zu füllen.

Catherine Chevalier ist Mutter von zwei kleinen Kindern.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Catherine Chevalier räumt die Hochstühle ihrer zwei kleinen Kinder aus dem Weg, um an ihrem mit einer Plastikfolie geschützten Esstisch Platz nehmen zu können. Die 30-Jährige kommt ursprünglich aus einem Dorf in der Nähe der französischen Großstadt Lyon und wohnt mit ihrem Mann und den zwei gemeinsamen Töchtern (dreieinhalb und ein Jahr alt) in einer hellen Wohnung in Düsseltal. Seit Anfang Februar übt sie einen Beruf aus, den in Düsseldorf nur zwei andere Menschen machen – sie ist Mütterpflegerin. Kurz zusammengefasst bedeutet das für Chevalier: „Ich bemuttere die Mütter.“

Das Zertifikat zur Mütterpflege hat sie nach einer einjährigen Ausbildung erhalten. In Kursen werden Themen wie erste Hilfe, Hygiene im Wochenbett und Säuglingspflege vermittelt. Der Tätigkeitsbereich einer Mütterpflegerin liegt irgendwo zwischen dem, was Hebammen, Haushaltshilfen und Familien machen. Chevalier unterstützt frisch gebackene Familien im Alltag. Eine Mütterpflegerin kauft ein, kocht und räumt auf. „Ich passe auch oft auf das Baby auf, zum Beispiel während die Mutter duscht“, sagt Chevalier. Auch ältere Geschwister kann sie beaufsichtigen. Dabei ist sie im Gegensatz zu Hebammen je nach Bedarf für mehrere Stunden an mehreren Tagen die Woche da. Dazu kommt die emotionale Unterstützung für die Mutter, die für die 30-Jährige besonders wichtig ist: „Ich bin ein offenes Ohr für alle Sorgen der Mutter. Ich versuche, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, indem ich sage, wenn sie etwas gut macht.“

Chevalier machte selbst Erfahrungen mit Überforderung

Viele frischgebackene Mütter fühlten sich überfordert. Diese Erfahrung hat Chevalier selbst gemacht. Ihre ältere Tochter wurde geboren, als die Corona-Pandemie in vollem Gange war. Damals wohnte sie noch in Leipzig, 13 Stunden entfernt von ihrer Familie. „Ich war total alleine“, erinnert sie sich. Damals wusste sie noch nichts von dem Beruf Mütterpflegerin, heute weiß sie: „Ich hätte mir eine solche Unterstützung gewünscht.“

An einer Wand in ihrem Wohnzimmer hängen Dutzende Postkarten und Fotos. Einige zeigen Orte, an die sie gereist ist oder in denen sie mal gewohnt hat. „Hier hängt unsere Lebensgeschichte“, sagt sie. Dann zeigt sie auf eine unscheinbare Karte. „Wir brauchen keinen Prinz, wir nehmen das Pferd“, liest sie vor und schmunzelt. Eine feministische Grundeinstellung präge ihr Leben und auch ihren Beruf. „Ein Großteil der mentalen Belastung vor und nach der Geburt liegt bei der Mutter“, sagt sie. Vor der Geburt äußere sich diese Belastung etwa darin, dass eine schwangere Person regelmäßig zum Gynäkologen gehen muss. Der Partner könne sich dagegen aussuchen, ob er nur mit zu den Ultraschall-Terminen komme. Nach der Geburt stellten sich viele Fragen: „Wie stille ich mein Baby oder welcher Kindersitz für das Auto eignet sich am besten?“, zählt Chevalier auf. Vor allem dann, wenn der Vater direkt nach der Geburt wieder arbeiten gehen muss – was aus finanziellen Gründen oft die Realität ist – seien Mütter mit der neuen Belastung schnell überfordert.

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Dann kommt der Beruf der Mütterpflegerin ins Spiel. „Man sagt, es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen“, so die 30-Jährige. Dem stimme sie zu, vor allem in den ersten Lebensjahren des Kindes. Die Mütterpflegerin kann einen großen Teil der mentalen Belastung übernehmen. Eine Mütterpflegerin könne von der Krankenkasse in manchen Fällen sogar bis zum zwölften Lebensjahr des Kindes übernommen werden, sagt die 30-Jährige. Ihr Beruf ist für Chevalier sehr erfüllend. „Wenn ich den Eltern ein Lächeln abringen kann, ist das für mich das beste Gefühl“, sagt sie. Wenn sie von der Bedeutung ihrer Arbeit spricht, strahlt ihr ganzes Gesicht.

Auch privat engagiert sich Chevalier für Mütter – oder „Müttis“, wie sie sie liebevoll nennt. Das Kosewort hat sie von dem englischen „Mommies“ abgeleitet. „Das schafft einfach Nähe“, sagt sie. Seit einigen Jahren managet sie eine Whatsapp-Gruppe für Eltern in Düsseldorf, in der sie „Playdates“ (dt. Spieltreffen) plant. „Wir sind das Dorf“, beschreibt sie die Gruppendynamik. Mittlerweile umfasst die Gruppe mehr als 700 Mitglieder. Bei den Treffen wird englisch gesprochen, damit auch internationale Mütter teilhaben können.

Für Chevalier war es eine transformative Erfahrung, Mutter zu werden und sich mit anderen Müttern vernetzen zu können. Die emotionale Nähe zu anderen Müttern, die sie auch durch ihren Beruf bekommt, ist für sie etwas Besonderes. „Ich wollte Mütter stärken und das hat mich wiederum als Mutter stärker gemacht“, sagt Chevalier.

Beitreten kann man der Gruppe über https://chat.whatsapp.com/E4Og4BDXbHI6jUBqNInM1f. Weitere Infos auf Instagram unter @heymama.de.

(lip anbu)