Düsseldorf Fashion Days Traditionelle japanische Färbekunst aus Flingern
Düsseldorf · Im Hinterhof-Atelier in Flingern feiert Hiroyuki Murase international Erfolge mit seiner deutsch-japanischen Modemarke Suzusan.
Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, hätte Hiroyuki Murase vor 20 Jahren das Familienunternehmen in Arimatsu nahe Nagoya übernommen. Doch Hiro (so nennen ihn alle) wollte in die weite Welt ziehen und Bildhauer werden. Von Japan aus ging die Reise ans Surrey Institute of Art & Design, University of Surrey, in Großbritannien und an die Kunstakademie Düsseldorf, wo er sein Studium als Meisterschüler abschloss.
Doch ausgerechnet in der Ferne entdeckte er seine Wurzeln neu: Seine Familie ist seit fünf Generationen spezialisiert auf das sogenannte Shibori, eine Färbekunst, die einst unzählige Kimonos schmückte. Diese traditionsreiche, 400 Jahre alte Technik, die in aufwendiger Handarbeit – ähnlich wie Batik – schafft durch Abbinden, Abnähen oder Falten vor dem Färben unverwechselbare Farbverläufe und dreidimensionale Muster wie Kreise, Vierecke oder sogar Blumen möglich.
„Bei uns zu Hause drehte sich alles um Farben und Muster – das 24 Stunden, Tag und Nacht. Der einzige stofffreie Ort war die Toilette“, erzählte er kürzlich bei seinem Auftritt im Weltkunstzimmer an der Ronsdorfer Straße, wo er auf Einladung der Netzwerk-Veranstaltung sprach. Dort im Hinterhof hat sich in einer der Hallen auch der 1982 geborene Hiro mit seinem Atelier niedergelassen und 2008 noch während seines Kunststudium sein Label Suzusan gegründet. „Mir ist klar geworden, das Shibori aussterben wird. Es fehlte an Nachwuchs. Früher gab es mehr als 10 000 Handwerker rund um unser Dorf, heute sind es knapp 240 und mein Vater ist der jüngste“, sagt der perfekt Deutsch sprechende Japaner.
Aus dem angehenden Künstler wurde ein Modedesigner, der die traditionellen Methoden der Textilproduktion „nicht nur bewahren, sondern gestalten will“. Die minimalistischen Kleidungsstücke, Schals, Kissen, Taschen, Decken – alles Unikate – werden in Düsseldorf gezeichnet, die Entwürfe gehen zur Familie nach Japan, wo die Teile von Hand gefärbt und gefertigt werden. Ähnlich dem Abzug eines Siebdrucks ist so jedes Kleidungsstück ein Original. War es früher vor allem Baumwollstoff, der veredelt wurde, hat sich die Materialpalette deutlich erweitert, um handgewebtem Kaschmir und Baby-Alpaka, um Seide und moderne Misch-Gewebe. Suzusan gibt es mittlerweile im eigenen Düsseldorf Store im Flingeraner Hinterhof und im Fabrikladen im japanischen Arimatsu sowie weltweit in mehr als 20 Ländern, von Antwerpen bis Seoul. Hiros Mode wurde schon bei Dior auf dem Laufsteg und von internationalen Stars wie Natalie Portman getragen. Mit seiner Initiative ist es dem Suzusan-Chef offenbar gelungen, das Kunsthandwerk vor dem Niedergang zu bewahren. Wie er berichtet, arbeiten heute wieder junge Menschen in den Ateliers von Arimatsu und veredeln exklusive Kleidung.
Hiro, der in Düsseldorf – und demnächst auch in Japan – Shibori-Workshops organisiert, stellt seine Künste zudem während der Düsseldorf Fashion Days (DFD) am Samstag, 27. Juli, von 11 bis 19 Uhr im Hofgarten aus. Dort auf der Jägerhofallee präsentiert er sich zusammen mit 25 anderen Düsseldorfern aus der Design-, Food- und Kreativszene bei der vierten Ausgabe von „The Dorf-The Market“. Die Initiative wird unterstützt von der Wirtschaftsförderung mit dem KomKuK – Kompetenzzentrum Kultur und Kreativwirtschaft. „Made in Dus“ ist das Motto dieser Open-Air-Veranstaltung, die verstärkt japanische Designer und Labels in den Fokus rückt. So sind neben Suzusan das deutsch-japanische Schmucklabel Mittsu, Schmuckdesignerin Beru Inou (Atelier Drei), Keramikkünstler Jimu Kobayashi, Künstler Takumi Ogata, die Modemarke Amesankoh und Yoshi Nama Gin vertreten.