Ein Song hilft, wenn vor Wut die Worte fehlen
„Die Überraschung“ überzeugt mit gesangsstarkem Ensemble in der Komödie.
Düsseldorf. Eigentlich hat Charity-Lady Norma Kline derzeit alles andere im Kopf, als den Freund ihrer Tochter kennen zu lernen. Eine große Benefizgala will vorbereitet werden, ein Termin jagt den nächsten. Doch gerade jetzt steht der Besuch der Tochter an, die sich in einen Konzertpianisten Peter verliebt hat. Und als ob ein Künstler als zukünftiger Schwiegersohn nicht schon schlimm genug wäre, entpuppt sich Peter auch noch als Schwarzer. Die Möchte-Gern-Liberalität der Eltern Kline wird auf eine harte Probe gestellt.
Mit "Die Überraschung" hat Francis C. Winter, Adoptivsohn von Schauspiellegende Judy Winter, ein humor- und temperamentvolles Stück geschrieben, das nicht mit Witz und Situationskomik geizt. Wesentlicher Bestandteil der Inszenierung von Adelheid Müther ist die Musik: Immer, wenn den Figuren vor Wut die Worte fehlen, singen die Schauspieler bekannte Songs wie "Summertime" oder "What’s new pussycat" und bieten dem Zuschauer damit gleich mehrere Höhepunkte.
Besonders Joanne Bell als Hausmädchen Juanita verleiht der Darstellung mit ihrer gospelstarken Stimme einen besonderen Charme. Ihr ist es auch zu verdanken, dass Winter aus seiner Komödie eine musikalische Komödie machte. "Sie singt auf ihrem Anrufbeantworter ,Oh, happy day’ und das so gut, dass wir dachten, das müssen wir unbedingt einbauen", sagt Winter zum Entstehungsprozess.
Neben den äußerst unterhaltsamen musikalischen Einlagen glänzt "Die Überraschung" mit einer ausgezeichneten Besetzung. Volker Brandt und Susanne Seidler bieten als Eltern Kline mit stichelnden Neckereien und vertrauten Zärtlichkeiten Szenen einer Ehe, dass man meinen könnte, sie wären wirklich seit 30 Jahren verheiratet.
Bestens besetzt ist auch Anja Schiffel alias Tochter Susan, an deren Seite Francis C. Winter als Peter manchmal ein wenig abfällt. Elaine Thomas als Peters Mutter und Thomas Erich Killinger als Gärtner beziehungsweise Klavierbegleitung ergänzen das Ensemble.
Das Stück ist an einem Ort angesiedelt, der ein wenig Südstaatenatmosphäre verbreitet, doch die Situation ist austauschbar und hat Gleichnischarakter. "Es könnte auch ein Palästinenser in einer israelischen Familie sein", sagt Winter. Kurzum: Das neue Stück der Komödie an der Steinstraße, das vorher schon in etwas anderer Besetzung in Berlin gespielt wurde, bietet glänzende Unterhaltung.