Inklusion fördern „Menschen mit Behinderung können genauso viel leisten“

Düsseldorf · NRW-Minister Karl-Josef Laumann hat das Mercedes-Werk besucht – um zu erleben, wie Inklusion funktioniert.

Karl-Josef Laumann lässt sich von Sena Sakiri die Arbeit mit der Farbspritzpistole zeigen. 

Foto: Lena Steffens

Wie kann es gelingen, Menschen mit einer Behinderung in den Arbeitsmarkt aufzunehmen, um so auch langfristig den Fachkräftebedarf zu decken? Diese Frage stand beim Besuch von Karl-Josef Laumann, NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, bei Mercedes Benz Vans im Vordergrund, als er sich die Ausbildungswerkstatt des Unternehmens zeigen ließ.

Bei einer Führung durch die Ausbildungswerkstatt erklärten ihm Baha Efekan Dündar und Leonardo Lolli die Arbeit als Konstruktionsmechaniker. „Bei uns lernt man, wie man Beulen aus Blech herausbekommt“, erklärten der 21-Jährige und der 25-Jährige ihren Beruf, während die beiden Männer mithilfe eines Ausbeulwerkzeugs an einem Stück Blech hantierten. „Wir fertigen aber auch selbst die Bleche, beispielsweise für Türen an“, sagten sie.

Marcel Schäfer zeigte dem Arbeitsminister die neueste elektrische Limousine von Mercedes, den Benz EQS. Der Ausbildungsmeister zeigte Laumann, wie er mithilfe eines Tablets das Auto von vorne und hinten scannen kann, um anschließend in dessen Innenraum und sogar unter die Motorhaube sehen zu können. „So können die Schulungsteilnehmer virtuell verstehen, wie das Auto aussieht und funktioniert“, sagte Schäfer.

Am Ende durfte Laumann sogar selbst Hand anlegen, als es in die Lackiererei der Ausbildungswerkstatt ging. Dort zeigte Sena Sakiri an einem Paint Training System, worauf man beim Lackieren eines Autos achten muss. Anschließend war Laumann an der Reihe, der beim Lackieren von der Auszubildenden angeleitet wurde.

In einem anschließenden Pressegespräch betonte der NRW-Arbeitsminister, wie wichtig es sei, Inklusion in Unternehmen zu forcieren. „Menschen mit Behinderung haben es immer noch schwerer auf dem Arbeitsmarkt als Menschen ohne Behinderung“, sagte Laumann. „Deshalb muss es das Ziel sein, dass wir den jungen Menschen nach der Schule Ausbildungen anbieten können.“ Dem Minister ginge es darum, die innere Einstellung der Unternehmen in NRW zu verändern und Firmen zu belohnen, die Inklusion vorantreiben, beispielsweise, indem spezielle Computer subventioniert werden, mit denen blinde Menschen arbeiten können. „Menschen mit einer Behinderung können genauso viel leisten wie alle anderen auch“, meint Laumann.

Unternehmen passt sich an Menschen mit Behinderung an

Er hob hervor, dass Mercedes-Benz bei der Ausbildung junger Menschen mit Behinderung sehr fortschrittlich sei, da das Unternehmen bereit sei, auf die Bedürfnisse seiner Auszubildenden einzugehen und die Arbeitsabläufe notfalls auch an sie anzupassen. So gebe es seit einigen Jahren beispielsweise mehr Aufzüge in dem Unternehmen, sodass auch Beschäftigte, die im Rollstuhl sitzen, in dem Mercedes-Werk arbeiten können. „Ausbildung ist seit jeher enorm wichtig für uns als Industrie-Unternehmen“, sagte Michael Hellmann, Standort- und Produktionsleiter bei Mercedes-Benz Vans in Düsseldorf. „Eine besondere Rolle spielt dabei das Thema Inklusion, das wir hier am Standort fest in unser Ausbildungsprogramm eingebunden haben. Wir sind davon überzeugt, dass in den jungen Menschen und deren Vielfältigkeit die Zukunft für unser Werk liegt“, sagte er.

Der Besuch von Laumann bei Mercedes sollte auch zeigen, dass in der Inklusion vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels viele Potenziale liegen. Derzeit sind in NRW 58 846 Pflichtarbeitsplätze unbesetzt, wie das Land NRW in einer Pressemitteilung schrieb. 55 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen den Fachkräftemangel laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bereits heute als Risiko.

Laumann meint, der Fachkräftemangel komme daher, dass das Land NRW derzeit eine gute wirtschaftliche Lage habe. „Der andere Grund ist, dass die älteren Generationen bald in Rente gehen und nur kleinere Jahrgänge nachrücken“, sagte Laumann. Zur Ausbildung des Nachwuchses sagte der Minister: „Ich möchte, dass jungen Menschen während ihrer Schulzeit sowohl ein Studium als auch eine Ausbildung nähergebracht werden.“