Prozess gegen mutmaßliche Terrorzelle Banale Gespräche und zerstörerische Pläne
Düsseldorf · Im Prozess gegen eine mutmaßliche Terrorzelle, die auch in Düsseldorf operiert haben soll, wurde mehr über den mutmaßlichen Anführer der Gruppe bekannt.
Am vierten Hauptverhandlungstag im Prozess gegen sieben Männer, die eine terroristische Vereinigung gegründet haben sollen, spielte vor allem der Name eines Mannes eine wichtige Rolle, der im Prozessgebäude des Oberlandesgerichts in Düsseldorf gar nicht anwesend war.
Es handelt sich dabei um den 30-jährigen A., dem in den Niederlanden der Prozess gemacht wird. Laut Anklage soll A. der Anführer der Gruppe um die sieben in Düsseldorf angeklagten Männer gewesen sein. Demnach sei dieser ein langjähriges Mitglied des Islamischen Staates (IS) und haben „Führungsaufgaben“ übernommen. Von den in Düsseldorf vor Gericht stehenden Personen habe er sich als „Emir“ anreden lassen. Nach den im Prozess vorgetragenen geheimdienstlichen Erkenntnissen war A. schon bevor er nach Deutschland kam Teil einer Terrorgruppe in der Ukraine. Dort soll er Teil einer Zelle gewesen sein, die aus vier Personen bestand und Anschläge auf Diplomaten geplant haben soll. Vom IS-Ableger Islamischer Staat in der Provinz Khorasan (ISPK) soll er den Auftrag erhalten haben, „subversive Aktionen“ in Europa durchzuführen.
A. war zuletzt im niederländischen Breda wohnhaft, wo ihn zumindest einige der in Düsseldorf Angeklagten auch besucht haben sollen. Auf einem von A.s Mobiltelefonen sollen einige Dokumente gefunden worden sein, die zeigen, dass er sich mit der Durchführung von Anschlägen beschäftigt hat. Dazu gehören demnach Anleitungen zur Herbeiführung von Gasexplosionen in Wohnhäusern; eine zur Produktion von hochexplosivem sogenanntem Knallquecksilber; und eine zur Herstellung explosiver Flüssigkeiten aus Haushaltsmitteln. Ziel dieser Gemische: „große Zerstörung, viele Opfer“. Außerdem wurden Bilder von Messern und Schusswaffen gefunden sowie eine Schrift mit dem Titel „44 Wege zur Unterstützung des Dschihad“.
Bei der außergewöhnlichen Brutalität der mutmaßlichen Anschlagspläne wirken die Chatgespräche, von denen eines vom vorsitzenden Richter verlesen wurde, zwischen einem der Angeklagten und A. fast erschreckend alltäglich und banal. „Bruder, (...) du hast dich verändert, nachdem du die Dokumente bekommen hast“, schrieb der Angeklagte an A. gerichtet demnach, als dieser wohl eine Weile nicht auf Nachrichten geantwortet hat. A. redete sich raus. Manchmal würden Nachrichten als gelesen angezeigt werden, obwohl sie gar nicht gelesen wurden, so erklärte er sich. Oder möglicherweise habe seine Frau die Nachricht schon angeklickt und er sie deshalb nicht gesehen.
Der Prozess wird am 28. August fortgesetzt, insgesamt sind bis in den Februar 2025 hinein 45 Verhandlungstage angesetzt.