Vandalismus auf den Straßen Wahlplakate in Düsseldorf zerstört – „So etwas habe ich noch nicht gesehen“
Düsseldorf · Die Parteien sind Vandalismus in Wahlkampfzeiten gewohnt – das Ausmaß in Düsseldorf aber ist neu. Politiker sprechen von einem nie dagewesen Bild.
Zu jedem Wahlkampf gehören die Plakate auf den Straßen – und jedes Mal gibt es Geschichten über Vandalismus. So sehr, dass Parteien mittlerweile damit planen und mehr Plakate bestellen als sie zunächst aufhängen. Aber selbst das hat in diesem Jahr häufig nicht mehr ausgereicht. Über Parteigrenzen hinweg berichten Politiker über ein Ausmaß an Zerstörung von Wahlplakaten, das es so vorher noch nicht gegeben hat.
„So etwas habe ich noch nicht gesehen“, sagt zum Beispiel Johannes Winkel, CDU-Kandidat im Düsseldorfer Süden. „Es kommt immer mal wieder zu Beschädigungen, das ist nicht schön, aber das sind wir gewohnt“, sagt Winkel. In diesem Jahr spreche man allerdings über eine andere Qualität. „Wir hatten 200 Plakate in Reserve, um reagieren zu können“, sagt Winkel. Aber selbst das habe 2025 nicht ausgereicht. „Wir hatten irgendwann keine Plakate mehr, also mussten wir 300 neue bestellen“, so der CDU-Direktkandidat. Davon abgesehen, dass jede Beschädigung polizeilich verfolgt wird, ist es aus zwei Gründen ärgerlich für die Parteien. „Natürlich kostet es Geld, aber auch die Zeit, in der wir dann neue Plakate aufhängen, hätten wir gerne im Wahlkampf anders genutzt“, sagt Winkel.
Während manche Motive beschmiert worden seien, wurden andere Plakate regelrecht zerfetzt. Heruntergerissen, zertreten, in kleine Stücke zerteilt. „Wir sind über das Ausmaß erschrocken. Das hat mit demokratischem Diskurs nichts mehr zu tun“, sagt Winkel. „Vor der Geschäftsstelle meiner Kollegin Serap Güler in Köln sind Särge gelegt worden. Das muss man sich mal vorstellen“, so Winkel weiter.
Günter Freitag, Geschäftsführer der Düsseldorfer SPD, bestätigt den Trend. „Wir beobachten eine deutliche Zunahme der Zerstörung, insbesondere bei Beschmierungen“, sagt er. „Wir bestellen normalerweise zehn bis 15 Prozent mehr Plakate als wir eigentlich benötigen. Dieses Jahr liegen wir bei 30 Prozent“, sagt er. In der Hauptsache sind die kleineren Plakate betroffen, aber auch die großen Aufsteller, Wesselmänner genannt. Und wenn die zerstört werden, dann geht es für die Parteien richtig ins Geld. Rund 400 Euro kostet es, so ein Plakat neu zu drucken und aufzustellen, schätzt Freitag.
Und auch Martin Münter, Wahlkampfmanager der Grünen, spricht von einem „großen Thema“ in diesem Wahlkampf. Man erlebe zum Teil eine „rigorose Zerstörung“. Dabei seien die Grünen bei den Parteien, deren Plakate zerstört werden, immer vorne mit dabei. „Wir stehen besonders im Fokus, das ergibt sich auch aus der politischen Situation der vergangenen Jahre“, sagt er. „Wir zeigen alle Fälle an, auch um Haltung zu zeigen.“ Aufgeklärt werde der Vandalismus aber kaum. Und anders als andere Parteien plakatiere man auch nicht in jedem Fall nach. „Dann fehlen zwar einige Plakate. Aber wir versuchen dann, die Menschen auf anderen Wegen zu erreichen“, sagt Münter.
Das Phänomen tritt über die ganze Stadt verteilt auf und betrifft im Prinzip alle Parteien, wie die Polizei auch Nachfrage der Redaktion sagt. „Hotspots für Beschädigungen können wir im Stadtgebiet bisher keine feststellen“, sagt ein Sprecher. Weil die Polizei immer von einer politisch motivierten Straftat ausgeht, ermittelt der Staatsschutz. Wer erwischt wird, dem droht eine Geld- oder sogar Freiheitsstrafe.