Krefelder Zoo Mitarbeiter bewachten Gehege vergeblich

Krefeld · Der Krefelder Zoo befürchtet durch den Tod von vier Flamingo-Küken keinen Image-Schaden. Ein ausgerissener Fischotter soll die Jungvögel getötet haben.

Die Flamingos im Krefelder Zoo füttern den Nachwuchs. Der Tod der Küken hat bei Zoofreunden große Bestürzung ausgelöst.

Foto: wz/Vera Gorissen/Zoo Krefeld

Großbrand des Affentropenhauses in der Neujahrsnacht, wochenlange Schließung wegen Corona – und nun auch noch vier tote Kuba-Flamingo-Küken: Die Verantwortlichen des Krefelder Zoos würden das Jahr 2020 sicher gerne aus ihrem Gedächtnis streichen. Der jüngste Vorfall mit den Küken, über deren Schlüpfen nach 13-jähriger Zucht-Pause man sich Mitte August noch so sehr gefreut hatte, hat das Team um Zoodirektor Wolfgang Dreßen vollkommen ernüchtert. Denn auch die Hoffnung, dass noch weitere Flamingos schlüpfen könnten, hat sich zerschlagen: Die immer noch bebrüteten Eier waren nach Auskunft von Zoosprecherin Petra Schwinn längst überfällig und mussten den orangeroten Vögeln mittlerweile weggenommen werden.

Gehege im Zoo werden regelmäßig kontrolliert

Wie konnte das Loch im Zaun unbemerkt bleiben, durch das nach der Vermutung der Zooexperten ein ausgerissener Fischotter geschlüpft war, der die Küken tot gebissen haben soll? Nach Auskunft von Schwinn handelte es sich um eine nur wenige Zentimeter große Öffnung, die ein Pfleger erst sehen konnte, nachdem er mit Anglerhose bekleidet den Teich im Ottergehege betreten und dort den Zaun kontrolliert hatte. Das Loch wurde daraufhin sofort geschlossen. Außerdem ist die Otteranlage mit einer Kameraüberwachung ausgestattet worden.

Sichtkontrollen an den Gehegen gebe es regelmäßig, berichtet die Zoosprecherin. Doch die Anlagen von Affen, Großkatzen oder Nashörnern würden natürlich intensiver unter die Lupe genommen als die der Fischottern. Auch wenn es sich bei denen ebenfalls um Raubtiere handelt, gehören sie doch nicht zu den „gefährlichen“ Tieren.

Auf jeden Fall aber zu den pfiffigen, ergänzt Petra Schwinn: Der frühere Krefelder Zoodirektor Paul Vogt habe einmal gesagt: „Fischotter können alles außer sprechen und fliegen.“ Vogt hatte in Krefeld ab 1990 das Erhaltungszuchtbuch für den Europäischen Fischotter geführt.

Dass zumindest ein Otter sein Gehege nachts verlassen hat, aber vor Tagesanbruch dorthin stets zurückkehrt ist, war erst durch den Tod der Küken an zwei aufeinanderfolgenden Tagen aufgefallen: Eine Wildkamera wurde zur Überwachung am Flamingo-Gehehe installiert – und auf dem Film tauchte dann der Fischotter auf, der über die Anlage läuft. Offenbar nicht zum ersten Mal. „Die Flamingos zeigten beim Erscheinen des Otters keine Unruhe“, hatte der Zoo berichtet.

Dass ein Fuchs die Küken getötet haben könnte, wird laut Petra Schwinn ausgeschlossen: Um die Vögel vor dieser Gefahr zu schützen, war ein Elektrozaun auf der Landseite der Flamingo-Insel installiert worden. Daher war als „Täter“ zunächst ein Greifvogel vermutet worden. Nun aber scheint er durchs Wasser gekommen zu sein. Die vorhandenen Bisspuren konnten nicht eindeutig einem Raubtier zugeordnet werden, die Indizien sprachen aber gegen den Otter. Bis 23 Uhr hatten Zoo-Mitarbeiter nach dem Tod der ersten drei Jungvögel am Flamingo-Gehege Wache gehalten, um das letzte Küken zu schützen – vergeblich.

Gibt es einen Image-Schaden für den Krefelder Zoo, zumal über das Schlüpfen der Flamingos zuvor so euphorisch berichtet worden war? „Nein!“, betont Petra Schwinn: Von den 158 Facebook-Kommentaren zum Tod der Tiere seien nur sehr wenige kritisch gewesen, alle anderen aber sehr mitfühlend und verständnisvoll. So berichtete eine Zoo-Freundin aus der Schweiz: „Bei uns im Zolli Basel holen auch Krähen oder Füchse manches Jungtier.“ Und eine andere Frau berichtet: „Wer einmal beobachtet hat, wie geschickt Fischotter ihre Pfoten einsetzen, wird sich nicht wundern, dass sie womöglich eine Schwachstelle oder Verschleißteile in der Gehegeabgrenzung genutzt haben.“

Viel Widerspruch handelte sich dagegen ein Mann ein, der gepostet hatte: „Kontrolliert denn eigentlich niemand die Anlage?“ „So nen Loch kann schnell entstehen, es gab schon Zoos, da haben die Erdmännchen den halben Zoo untergraben“, wird ihm entgegnet. Und eine andere Zoofreundin schreibt dem Mann: „Menschen wie Sie sind es, die nur kritisieren und nicht helfen.“