Dank-Gottesdienst für ein erfülltes Leben Ihre Großmutter machte sie zu einer willensstarken Frau

Hilden · Am Sonntag wurde in der Reformationskirche mit einem Dank-Gottesdienst das Leben von Ursula Eikmeier gefeiert. Warum es nicht immer einfach war, wer sie am meisten geprägt hat – und warum sie den Gottesdienst gefeiert hat.

Dank-Gottesdienst in der Hildener Reformationskirche für Ursula Eikmeier.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Es war nicht immer ein einfaches Leben, das Ursula Eikmeier geführt hat. Das begann bereits mit ihrer Geburt. Denn ihre Familie stammt aus Pommern. Dort war ihre Großmutter Ärztin, eine mutige Frau, die sich nicht den Nationalsozialisten unterordnen wollte. „Bei einem Ärztekongress in Berlin erwiderte sie nicht den Hitlergruß, sondern sagte ‚Ich vermag Herrn Hitler nicht zu heilen‘. Dies hatte zur Folge, dass die Familie unter Verfolgung litt“, erzählt die fast 81-Jährige. So kam es, dass die kleine Ursula im Untergrund geboren wurde. „Meine Mutter stürzte auf dem Fluchtweg in den Keller“, erzählt Eikmeier. Dort kam sie dann zu Welt, zwei Monate zu früh, im Februar 1944.

„Meine Großmutter legte mir etwas auf den Mund, damit mein erster Schrei nicht zu hören war. Sie organisierte am nächsten Tag eine Nottaufe, da Glaube in der Familie ein fester Bestandteil war.“ Es war vor allem diese starke und selbstbewusste Großmutter, die die kleine Ursula prägte. „Sie war für mich immer ein großes Vorbild. Vor allem wie sie die Situation annahm.“

Die Familie wurde vertrieben und kam im Jahr 1946 nach Langenfeld. „Meine Großmutter sagte ‚Es ist nicht wichtig, was wir hatten, es ist wichtig, was wir jetzt haben‘.“ So begann sie schnell damit, der damals vierjährigen Ursula die Städte am Rhein und in der Umgebung zu zeigen. „Sie sagte, das sei jetzt unsere Heimat. Sie fuhr mit mir in der Straßenbahn nach Benrath, nach Solingen und auch nach Hilden“, sagt Ursula Eikmeier. In Hilden hat es ihr besonders gut gefallen. „Ich habe damals gesagt, ach ist das schön hier, hier werde ich bestimmt einmal berühmt.“ Ursula wurde in jeglicher Hinsicht musisch und zwischenmenschlich gefördert. „Meine schauspielerische Leistung konnte ich in der Leihen-Spielgruppe ausleben.“

Doch dann kam ein schwerer Schlag für die damals Zehnjährige. Im März starb ihre geliebte Großmutter und im August verunglückte ihr Vater tödlich. Ihr Leben war nicht mehr dasselbe. „Meine glückliche und unbeschwerte Kindheit war abrupt vorbei“, erinnert sie sich. Die Mutter hatte während der Verfolgung und Vertreibung gelitten. „Ich hatte immer das Gefühl, ich muss sie beschützen“, sagt Ursula Eikmeier. Es war die Großmutter, die aus dem Mädchen eine willensstarke Frau gemacht hat. So hat sie sich bei ihrer Konfirmation durchgesetzt und einen eigenen Spruch gewählt: „Jesus sprach, meinen Frieden gebe ich euch.“

Und dieser Friede hat sie das ganze Leben hindurch begleitet. So, wie sich ihre Großmutter zeitlebens sozial engagiert hat, so übte auch Ursula Eikmeier einen sozialen Beruf aus. „Ich habe in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet“, sagt sie, Drogen, Alkohol, Familien. „Unter anderem habe ich die letzten 13 Jahre vor meiner Pensionierung in einem Heim für Jugendliche gearbeitet. Grund für ihren Aufenthalt war unter anderem, dass es in ihren Heimatorten, zum Beispiel in Norddeutschland und am Niederrhein, keine passenden Fortbildungen gab.“

Mit 50 wurde sie aus gesundheitlichen Gründen pensioniert und hat ein neues Leben begonnen. Sie hat geheiratet und als Dozentin ein erfüllendes Tätigkeitsfeld gefunden, nicht nur an allen Volkshochschulen im Umkreis, sondern auch in Krankenhäusern. „Ich habe Workshops geleitet unter dem Motto ‚Nein sagen, ohne Schuldgefühle zu haben‘.“ Als Dozentin hat sie Mutter-Kind-Kurse, Workshops zu sozialen Themen und Gesprächskreise geleitet. Allein in der VHS Hilden-Haan waren es 16 Jahre.

Als ihr Mann Wilfried 2012 starb, hat sie sich der Trauerbegleitung gewidmet. Sie lernte ihren Lebensgefährten Hans-Jürgen kennen. Doch 2023 erkrankte sie lebensbedrohlich. Dabei konnte sie spüren, dass der Friede aus ihrem Konfirmationsspruch sie auch durch diese schwere Zeit begleitet. Nun feierte sie einen Dank-Gottesdienst mit ihrer Familie und ihren Freunden und Bekannten. Und auch ein neues Ehrenamt hat sich Ursula Eikmeier wieder gesucht. Sie spielt Kasperletheater.