Monheim im Napoléon-Fieber
Operette: Der kleine Bruder des Feldherrn ist in aller Munde. Heute wird sogar eine Gedenktafel enthüllt.
Monheim. Stehende Ovationen, "Zugabe"-Rufe ohne Ende, ausverkaufte Ränge und eine Zusatzvorstellung, bei der die OHG-Aula aus allen Nähten platzt: Der Hype, den Emil Drösser und sein Panikorchester mit der Operette "Napoleon en Monnem?" in der Stadt ausgelöst haben, ist unfassbar. Napoleon ist "in", Monnem ist sowieso "in" und Jérôme, Napoléons jüngster Bruder, erst recht. Denn genau um ihn dreht es sich in dem Stück - nicht um den großen Feldherrn, sondern um das Nesthäkchen derer von Bonaparte, Monheims wohl berühmtesten Gast.
JérômeBonaparte (15.11. 1784 bis 24.6. 1860), jüngster Bruder Napoléon Bonapartes, und von 1807 bis 1813 Herrscher des Königreiches Westphalen
Das ganze Tam-Tam gipfelt heute in der feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel. Und zwar um 15 Uhr am ehemaligen "Gasthof Speck", wo Girolamo Bonaparte - so sein Geburtsname - einst nächtigte. Auch heute, mehr als 200 Jahre später, gibt es in der Zollstraße2 noch eine Gastwirtschaft. Allerdings zaubert dort inzwischen Jian Guang Liu Köstliches aus Fernost auf den Tisch.
Es war Freitag, der 4. Dezember anno domini 1807, als Jérôme, der blaublütige Spross und künftige König von Westphalen, auf der Reise in seine Residenz in Kassel "bei einem Weiler mit dem merkwürdigen Namen ,Piwipp’" den Rhein überquerte. "Das trübe und kalte Wetter dieser Wintertage stand im Gegensatz zu dem außergewöhnlich herzlichen Empfang, der mir und meiner königlichen Gattin Katharina in der Munizipalität Monheim zuteil wurde", soll der damals 23-jährige Korse erfreut festgestellt haben. "Ihm hat eben die fröhliche rheinische Art gefallen", ist der Ideengeber der Operette, Emil Drösser, überzeugt. Und zwar so gut, dass sich Jérôme Bonaparte zu der Aussage hingerissen fühlte: "Lustik, lustik, morgen wieder lustik." Der Überlieferung nach beherrschte er trotz seiner Regentschaft in Preußen nur diesen einen deutschen Satz - was ihm prompt den Beinamen "König Lustik" einbrachte.
Das alles ist im Vorfeld natürlich bestens recherchiert worden - und zwar von Werner "Jérôme" Goller, der im Stück keinen Geringeren als Bonaparte junior verkörpert. "Da steckte viel Arbeit drin", sagt Goller, der den kompletten Sommer hindurch "in Historie" machte. Eine Prise "Monnemer Aat" à la Emil Drösser gab dem Ganzen dann den letzten Pfiff - und bescherte den "Panikern" zum 30. Geburtstag selbst das schönste Geschenk. Apropos Geburtstag: Am Samstag gibt es noch einen - den von 224. von Jérôme.
Für Drösser ist es wohl der letzte Vorhang. "Ich bin jetzt 69. Das war ein toller Abschluss", sagt das Monnemer Original.