Neviges: Casting - Stimmen fürs „Hungerkind“
Der in Neviges aufgewachsene Autor Andreas Hahn vertont im Jugendzentrum sein zweites Buch.
Neviges. Verschiedene Gitarren lehnen an den schallgedämpften Wänden. Ein Schlagzeug steht in der Ecke, Boxen, Verstärker und andere Geräte drängen sich in dem kleinen, dunklen Raum, dessen Decke auffallend niedrig ist. Andreas Hahn muss den Kopf einziehen, als er den Proberaum des Nevigeser Jugendclubs "Das Zentrum" betritt. Lediglich eine kleine Lampe auf einem Holztisch sorgt für ein wenig Licht in all dem Durcheinander.
Der fast zwei Meter große Autor setzt sich an den Tisch, legt Leseproben zurecht, stellt ein Mikrofon ein und testet das Aufnahmegerät. Nachdem alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet ist, lässt er sich auf den Stuhl zurückfallen, nippt an seiner Tasse Kaffee und wartet.
An diesem Abend veranstaltet der 38-jährige Wuppertaler, der in Neviges aufgewachsen ist, ein Casting für eine Hörspielfassung seines zweiten Buches "Hungerkind". Buch und Hörspiel sollen als "Bewerbungspaket" für einen neuen Verlag dienen. Zu diesem Zweck sucht Hahn noch Stimmen, die sein bereits bestehendes Sprecher-Ensemble komplettieren sollen.
"Nachdem die Hörspielfassung meines ersten Buchs so toll geworden ist, wollte ich das für mein zweites Buch unbedingt auch machen", sagt Hahn, dessen Casting diesmal allerdings nur mäßig besucht ist. Im Vorjahr kamen 78 Interessierte, heute zehn - alle aus dem Umkreis. "Es kommt auf die Stimmen an, und die sind alle gut. Daher bin ich zufrieden", sagt der Autor, der bis Weihnachten die Rollen verteilt haben und Mitte Januar mit der Arbeit beginnen will. Diese wird ebenfalls überwiegend im Proberaum des Jugendzentrums stattfinden.
Eine der Rollen wird sicher auch Annett Behrens bekommen. Die 46-jährige Nevigeserin wurde durch die Zeitungsmeldung auf das Casting aufmerksam: "Es hörte sich spannend an, und ich wollte so etwas schon immer mal machen." Nach nicht einmal zwei Minuten hat sie den "Hungerkind"-Auszug vorgelesen - zur Zufriedenheit Hahns, der ihren Worten über Kopfhörer mit geschlossenen Augen konzentriert lauscht. "Das war’s schon, vielen Dank", wird sie anschließend von Hahn freundlich und mit einer Zusage entlassen.
"Es war wirklich eine interessante Erfahrung, und ich bin sehr gespannt auf die richtige Hörbuch-Arbeit", strahlt Behrens als sie den Proberaum verlässt. Nur eines störte sie während des Castings: "Das grelle Licht." Das kam jedoch nicht aus der Leselampe, sondern aus dem Kamera-Scheinwerfer des WDR, der das Casting gefilmt hat und die Bedingungen auch für die übrigen Bewerber erschwerte. "Spaß gemacht hat es aber trotzdem", sagt auch Hans Schmidt, auf den vielleicht gleich mehrere Rollen zukommen werden. Denn der Langenberger kann nicht nur gut sprechen, sondern auch unterschiedliche Akzente imitieren.